Kultur — gut oder schlecht?

■ Einfach mal so

Ich war gezwungen nachzudenken. Über Kultur. Über deutsche Kultur. Was zeichnet uns aus, uns Deutsche? Was haben wir, was andere nicht haben? Endlich weiß ich es: Ja, wir haben ein in dieser Form nirgendwo wieder anzutreffendes Kulturgut. Es ist einfach und zu be-greifen. Es ist eine Tasche, die nicht immer eine Tasche war, sondern sich aus einem Beutel entwickelt hat: dem Kulturbeutel. Nun, ich muß zugeben, das die Idee, Kultur in einem Beutel mit sich herumzutrageb, unnseren auch Ahnen, den alten Germanen zuzuschreiben ist. Als sie so um das Jahr 150 nach Rom kamen — sie waren damals junge Germanen — staunten sie nicht schlecht. Zum erstem Mal sahen sie ein Badezimmer (ein bißchen größer als heute) und sie lernten Seife kennen und Zahnpulver aus Hirschhorn und geschnitzte Zahnsstocher unnd und und. Sie waren hochbeglückt. Endlich hatten sie etwas gefunden, was sie ihren Frauen und Freundinnen mitbringen konnten. Die jungen Germanen wurden von einer wahren Sammelleidenschaft ergriffen. Sie nähten sich Beutel, in denen sie ihre kleine aber kostbare Beute versteckten. Der Name Beutel hat sich bis heute erhalten. Er ist zu unserem höchsten Kulturgut geworden. Lippenstifte und Henna fanden diese recken etwas anstößig — wenigstens für ihre Frauen.

Roma (übersetzt Menschen) haben solche Kulturgüterbeutel natürlich nicht. Sie mußten diese kosmetischen Kostbarkeiten nicht als Beute nach Hause tragen, denn sie kannten das alles schon mindestens 1000 Jahre vor den Römern.

Hanna Gerken