: Nicht mehr als 100000 Kinder des Kalten Krieges
■ Betr.: „Vor einem Jahr noch Reaktionär“, taz vom 3.9.90
Bürgermeister Henning Scherf hat zum Antikriegstag die Umwandlung der Bundeswehr in eine Berufsarmee gefordert, aber keine Angaben über deren Truppenstärke gemacht.
Tatsächlich sind Bundeswehr und Wehrpflicht Kinder des Kalten Krieges. Wenn dieser Wirklich zu Ende ist, stehen sie fortan zur Disposition. Bremens Altbürgermeister Wilhelm Kaisen nannte Mitte der 50er Jahre eine Präsenzstärke von 100000 Mann, was er historisch damit begründete, daß die Weimarer Republik (mit einem durch den Versailler Vertrag auf diese Höchstgrenze beschränkten Heer) jene Phase gewesen sei, in der Deutschland den Frieden am wenigsten gestört haben. Mein Vorschlag für die Abrüstungsdebatte der Gegenwart: Das vereinte Deutschland sollte nicht mehr als 100000 Mann unter Waffen halten. Bis zum Jahr 2000 muß die Entmilitarisierung Deutschlands so weit gediehen sein, daß eine Bundesrepublik ohne Armee greifbar wird.
Im nächsten Jahrtausend dürfen Konflikte zwischen Staaten überhaupt nicht mehr militärisch ausgetragen, sondern nur noch politisch gelöst und friedlich beigelegt werden.
Panzer, Raketen und Giftgasgranaten gehören ins Museum der Altertümer, genauso wie die Mordwerkzeuge und Kriegsmaterialien früherer Epochen. Christoph Butterwegge
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