BremThea

■ Das Bremer Theater stellt viel Dramaturgen, aber wenig Spielzeit vor

Stellen Sie sich vor, das Bremer Theater beginnt wieder und keine geht hin! Pfui, düstere Gedanken. Aber es hat den Anschein, als traute unser Stadttheater seiner neuen Spielzeit auch nicht so recht. Etwas unbemerkt geht es heute mit Kleists zerbrochenem Krug an den Start. Und auch die sonst übliche Einweisung der Presse in den frischen Spielplan ist entfallen. Statt dessen wird gebeten zum intimen Gespräch im Dramaturgen-Büro. Das ist aber nicht zum Bauchpinseln, sondern zur Vorstellung zweier neuer Dramaturginnen und eines neuen Pressereferenten. Wir sollen zwanglos kontaktieren und auch ein bißchen was erfahren. Also rühren wir zwanghaft zwanglos in Kaffeetassen und kontakten zum einen mit unserm neuen pressetechnischen Ansprechpartner, Herrn Schönsee, frisch von der Theaterwissenschaft an der Uni Gießen. „Homme de lettres“ kann er schon, das mit der Presse kann mann lernen. Was ist bei heiklen Fragen? Gleich an den Intendanten? Ach, der nimmt doch manches etwas schwer, wir können schon auch die Dramaturgen fragen. Schließlich wollen neben dem alten (D.v.Oertzen) auch die neuen Dramaturginnen (Irma Dohn, Regina Guhl) sich konkret einmischen ins ganze Theater und dieses öffnen über bloßes Rezipiententum hinaus — etwa bei „Don Juan“ versus „Top Girls“ — also den Macho-gegen den Feminismus-Komplex bürsten als intellektuelle Beackerung in einem Beiprogramm. Auch könnten ZuschauerInnen eventuell problematische Aufführungen diskutieren.

Ebenfalls neu: das Werbekonzept im Neuen Purismus. Programm-Leporellos, farbflächenvariable Plakate und die neue Theaterzeitung — alles auf Packpapier (Design: Haase & Knels). Auch kommt nun im 10-Tages- Rhythmus ein Plakat heraus, auf dem erstmalig alle theatralischen Vorstellungen Bremens zusammengefaßt sind. Und versprochen: Die erste Pressekonferenz kommt bestimmt. Im Oktober, wenn das Theater keine Baustelle mehr sein soll. claks