Hilffäääh, suche Zimmer!

■ 600 Studis in Bremen ohne Bleibe / Bis 1994 500 neue Wohnheimplätze

Noch geben sich die etwa 600 zimmerlosen StudienanfängerInnen von auswärts nicht geschlagen. Am schwarzen Brett des Studentenwerkes machen sie fantastische Belohnungs-und Mietangebote. „Biete 1000 Mark für die erfolgreiche Vermittlung von Wohnung oder Zimmer“, steht auf einem ziemlich ramponierten Zettel. Etwas tiefer: „Studentin 19, sucht Zimmer in WG bis 380 Mark“ und „Hilffääh, ich 20, suche Zimmer in WG oder sonstirgendwie, bin härtegetestet und tropentauglich“. Trotz des Ideenreichtums: Die diesjährige Situation auf dem Studentenwohnungsmarkt ist alles andere als rosig. Mit 4.600 StudienanfängerInnen muß zum Wintersemester gerechnet werden. Das sind 12 Prozent mehr als im Vorjahr. Im Vergleich zum Bundesdurchschnitt (drei Prozent) absoluter Rekord. Die Anzahl der Wohnheimplätze aber blieb konstant. Normale Wartezeiten liegen in Bremen zwischen 12 und 24 Monaten.

„Heute rächt es sich, daß seit 1980 keine neuen Studentenwohnungen gebaut wurden“, kommentierte gestern Christian Rohlfing, Geschäftsführer des Studentenwerkes auf einer Pressekonferenz. Probleme haben in erster Linie die etwa 1500 StudentInnen, die aus anderen Bundesstädten anreisten. Durch teilweise sehr lukrative Geschäftsmöglichkeiten mit Aus- und Übersiedlern ist neben dem Wohnheimmangel auch das Zimmer-und Wohnungsangebot merklich zurückgegangen. „Wir kriegen wöchentlich nur noch 15 bis 20 Angebote und die Studentenwohnheime sind praktisch dicht“, bedauert Rohlfing. „Und dann nehmen die Leute inzwischen horrende Preise“. Er kenne Fälle, wo man Studenten doch tatsächlich Ein-Zimmer-Appartements für 500 bis 1000 Mark angeboten habe. Ein erfreuliche Botschaft weiß Rohlfing dennoch zu überbringen. Bis 1994 sollen insgesamt 500 neue Wohnheimplätze in Bremen und Bremerhaven geschaffen werden. Die ersten 81 Plätze werden bereits im Dezember 90 (Geschworenenweg 176) bereitgestellt. Der Pferdefuß: „Die Mieten werden aufgrund der zu geringen Zuschüsse von Bund und Land nicht auf dem derzeitigen Stand zu halten sein. Wir rechnen mit 300 Mark und mehr.“ Das wäre bei der jetzigen Durchschnittsmiete von 180 Mark, fast eine Verdoppelung. Um die entstandene Situation etwas zu entschärfen, sollen die „billigen“ Mieten „solidarisch“ angeglichen werden. So meint das Studentenwerk die Durchschnittskosten auf 205 Mark drücken zu können. Um aber denjenigen, die hier und heute auf der Straße stehen, zu helfen, wurde die „Aktion Studentenbuden“ gestartet. Wer ein Zimmer, Appartment oder eine Wohnung vermieten will, sollte sich so schnell wie möglich an das Studentenwerk wenden, Tel. 2201122. bz