Airport-Chef für Großflughafen

■ Kommt jetzt die Startbahn Süd?/ Schönefelder Flughafendirektor Prokoph will, daß aus seinem Flughafen der künftige Berliner Groß-Airport wird/ Sein Argument: Geringe Kosten, kürzere Bauzeit/ West-Experten empfehlen Teilabriß von Schönefeld

Schönefeld. Der Flughafen Schönefeld sollte zum neuen Berliner Großflughafen ausgebaut werden. Diese Ansicht vertritt der Geschäftsführer der neugegründeten »Flughafen Berlin Schönefeld GmbH«, Mattias Prokoph. »Ich würde das befürworten«, sagte Prokoph in einem Gespräch mit der taz. Man müsse zwar zunächst die Standortuntersuchungen der Planungsbehörden abwarten. Trotzdem sei jetzt schon klar, daß die Erweiterung eines bestehenden Airports »mit geringeren finanziellen und materiellen Belastungen verbunden« wäre, als ein kompletter Neubau.

Das Schönefelder Flugfeld könnte zu diesem Zweck im Süden durch eine weitere Start- und Landebahn erweitert werden, bestätigte Prokoph. Auf diese Weise könnte der Airport von den Ostberliner Wohngebieten weggerückt werden. Freilich wären gleichzeitig »Veränderungen in der Siedlungsstruktur« von Diepensee nötig, weil der Airport gefährlich nahe an diese Ortschaft heranrücken würde, räumte der Flughafen-Chef ein.

Für einen Ausbau von Schönefeld zum Großflughafen spricht nach Ansicht westlicher Experten paradoxerweise auch der schlechte Zustand der dortigen Baulichkeiten. Weil zum Teil nur ein Abriß in Frage komme, könnten die kurzfristig ohnehin notwendigen Neubauten gleich für einen künftigen Großflughafen ausgelegt werden. Lufthansa-Techniker werden gar mit der Aussage zitiert, diesen Flughafen könne man »nur abreißen«. Die Infrastruktur sei so marode, daß auf dem Flugfeld sogar der elektrische Strom oder das Wasser ausfallen könne. Schönefeld-Direktor Prokoph, der seit 1986 bei Interflug Herr über alle DDR-Flughäfen war, will diese Vorwürfe nicht auf sich sitzen lassen. Die Lufthansa betreibe selbst nirgendwo Flughäfen und sei in diesen Fragen deshalb »nicht besonders kompetent«, meint der Geschäftsführer.

Probleme hat Prokoph dafür dank einer Fehlplanung aus den 70er Jahren: Die 1978 fertiggestellte zweite Start- und Landebahn, die bisher bis zu 30 Prozent des Verkehrs bewältigen mußte, kann nur noch eingeschränkt genutzt werden, weil sie zu nahe am Ostberliner Ortsteil Bohnsdorf liegt.

Wegen des für die Anwohner »zum Teil unerträglichen« Lärms, so Prokoph, sei man zum Ein-Bahn- Betrieb zurückgegangen und wickle 90 Prozent des Verkehrs auf der alten Bahn I ab. Sie wurde zwar an der Oberfläche vor 14 Jahren erneuert, ihr Untergrund hingegen stammt noch aus dem Jahr 1962. Bei großer Hitze sei dieser Untergrund »anfällig« für Verwerfungen, die Piste müsse deshalb öfters für einige Stunden oder auch Tage gesperrt werden und die Maschinen müßten dann auf die Bohnsdorfer Bahn ausweichen. Gefahren für den Flugverkehr bestehen nach Prokophs Angaben nicht. Die Bahnen würden gemäß internationaler Vorschriften zweimal am Tag untersucht, »auch kleine Veränderungen« würden stets »sofort beseitigt«.

Prokoph rechnet zwar mit einem »schnellen Verkehrszuwachs« auf seinem Airport, in diesem Winter jedoch wird der Verkehr mit bis zu 400 Starts und Landungen pro Woche zunächst noch geringer sein als ein Jahr zuvor. Die westlichen Fluggesellschaften, die den Flughafen neuerdings ansteuern, machen noch nicht den Verlust zahlreicher Verbindungen nach Osteuropa wett, die von Interflug aus Rentabilitätsgründen gestrichen wurden. 1991 könne es aber zu einer »deutlichen Anspannung der Kapazitäten« kommen, schätzt der Flughafendirektor. Zur Zeit ist die Abfertigungskapazität in Schönefeld für jährlich drei Millionen Passagiere ausgelegt. In zwei Jahren, so Prokophs optimistische Schätzung, könnte der geplante Terminalanbau fertig sein, der diese Kapazität auf sechs Millionen verdoppeln soll. Daneben werden eine neue Frachtabfertigung, sowie Parkdecks für PKWs geplant. hmt