Behinderten-gerechtes Bauen

■ betr.: "Noch was ..." ("Brauchen die ärmsten der Armen in ihren Unterkünften einen Fahrstuhl?"), taz vom 19.9.90

betr.: „Noch was...“ („Brauchen die ärmsten der Armen in ihren Unterkünften einen Fahrstuhl?“), taz vom 19.9.90

[...] Daß die „Bürokraten“ der Bauverwaltung New Yorks bei einem Umbau nicht nur auf Statik und Feuerfluchtwege achten, sondern auch darauf, daß ein Gebäude von allen Leuten — also zum Beispiel auch von RollstuhlfahrerInnen — benutzt werden kann, ist Ergebnis jahrzehntelangen Kampfes der Behindertenbewegung in den USA gegen Diskriminierung, die sich auch in baulicher Ausgrenzung Behinderter (taz: „Gebrechliche“) zeigt. Er brachte neben einem Antidiskriminierungsgesetz einen weitgehend brauchbaren städtischen Nahverkehr und fast ausnahmslos rollstuhltaugliche öffentliche Gebäude.

Wenn die Stadt New York also nicht nur bei Verwaltungsgebäuden und chromglitzernden Shopping Centern, sondern „sogar“ bei einer Obdachlosenunterkunft auf Rollstuhltauglichkeit achtet, so mag das für deutsche Verhältnisse ungewohnt sein; allerdings hebt es sich wohltuend von der Situation in der BRD ab, wo sogenanntes „behindertengerechtes Bauen“ immer noch die prämierungsverdächtige Ausnahme darstellt und jede linke Kneipe vor Stolz auf ihr („selbstverständlich“) rollstuhltaugliches Klo und ihre mobile Rampe geradezu birst. Susanne Lambeck,

Hajo Esser, Essen