Die Möhren gleich vor Ort entsaften

■ Neuer Verein zur eigenständigen Regionalentwicklung gegründet

Wie in Teilen Österreichs und in Hessen hat sich nun auch in Niedersachsen ein Verein zur Förderung der eigenständigen Regionalentwicklung gegründet. Schon seit einiger Zeit existiert ein Informationsbüro in Hannover. Anlaufstellen gibt es verstreut in ganz Niedersachsen: im Elbe- Weser-Raum, in Oldenburg, in Göttingen, und auch die Wendland-Kooperative ist mit von der Partie.

Ein erster Regionalverein ist jetzt in Verden gegründet worden. Biobauern, Recycling-und Arbeitsloseninitiativen, NaturwissenschaftlerInnen und einige PolitikerInnen von den Grünen und der SPD haben sich in der Region südlich von Bremen zwischen Verden, Syke und Thedinghausen zusammengetan. Ihr Ziel: das Leben auf dem Lande attraktiver machen, Arbeitsplätze erhalten und neu schaffen, moderne Technik und ländliche Lebensqualität verkoppeln und die kulturelle Brache beleben. Nicht durch Anwerben großer Investoren von außen, sondern durch Erkennen und Entfalten der Möglichkeiten der Region soll eine Alternative zur gängigen Strukturpolitik entwickelt werden.

Der Bioland-Hof aus Westen bei Verden liefert seine Saftmöhren gegenwärtig an einen Babynahrungskonzern. Gäbe es in der Region eine Safterei, würden Zeit und Energie für den Transport gespart und Arbeitsplätze geschaffen. Ähnliche Beispiele ließen sich finden für die Weiterverwertung von Äpfeln, die Verwurstung von Bioschweinen, für Müllrecycling vor der eigenen Haustür oder die Herstellung von Bau- und Verpackungsmaterialien, dort, wo sie gebraucht werden.

Eine wichtige Funktion in der Konzeption der RegionalentwicklerInnen haben Kulturinitiativen. Sie sollen dazu beitragen, die Verbundenheit mit der Region und das Selbstwertgefühl der BewohnerInnen zu stärken. In allen diesen Bereichen wollen die Verdener VereinsgründerInnen initiativ werden oder bestehende Ansätze fördern.

Der Verein soll ein Pool für Ideen und für Fachwissen sein und die Vernetzung einzelner Projekte koordinieren. Beratung über staatliche Finanzhilfen, über Förderprogramme und Möglichkeiten der Steuerersparnis können dort eingeholt werden. Eine weitere wichtige Aufgabe ist die Öffentlichkeitsarbeit.

Allein mit ehrenamtlicher Tätigkeit ist das nicht zu machen, erklären Lutz Brockmann und Ulrike Bartelsen, beide Vorstandsmitglieder des Verdener Vereins. Wie die Hessischen Vorreiter wollen sich auch die Niedersachsen um staatliche Unterstützung bemühen und hoffen dabei auf die neue rot-grüne Landesregierung. 7,5 Millionen Mark hat die Dachorganisation in Hannover vorerst beantragen, wie der Leiter des Informationsbüros, Richard Schmidt, der taz mitteilte. Damit sollen zehn Regionalbüros, eins davon in Verden, geschaffen werden.

Für jedes Büro wünscht er sich fünf Fachleute mit Qualifikationen in Wirtschaft, Beschäftigungspolitik,Landwirtschaft, Ernährung, Umweltberatung und Kultur. Im Hannoveraner Büro sitzen seit Mitte September zwei ABM-Kräfte, die allen Interessierten mit Rat und Tat zur Verfügung stehen. asp

Das Büro ist zu erreichen in der Schaufelder Straße 30 in Hannover, Tel.: 0511/7000153