Einheitssymbol zu Abfall degradiert

■ Die Berliner Stadtreinigungsbetriebe werben mit einer Banane für ihre Biomüll-Sammelaktion/ Verantwortliche ziehen positive Bilanz nach drei Wochen/ Wagner will nicht im Müll ersticken

West-Berlin. »Ich bin Bioabfall«, stand auf den Bananen, die die Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR) gestern auf einer Pressekonferenz verteilten. Zusammen mit Umweltsenatorin Michaele Schreyer und dem Senator für Arbeit, Verkehr und Betriebe, Horst Wagner, zog die BSR die erste, positive Bilanz ihrer Bioabfall-Sammelaktion. Die blaue Altpapier- und die grüne Glastonne haben Verstärkung gekriegt. Neu im Ensemble ist die braune Biotonne. Vor drei Wochen wurden 1.500 Behälter dieser neuen BSR-Kreation an 12.000 Haushalte in Neukölln, Steglitz und Zehlendorf verteilt. Für die Wohnung gab es eine kleine braune Tonne dazu. 25 Bioberater schwärmten aus, um den Menschen beim Sortieren ihres Mülls behilflich zu sein. Verbal natürlich, aber wer die Lektion nach dem Hausbesuch noch nicht verstanden hat, kann den Bioberater jederzeit, auch privat, anrufen.

Die BSR holt den Biomüll einmal in der Woche ab und fährt ihn auf die Deponie Wannsee, wo er kompostiert wird. Etwa ein Drittel des Hausmülls ist kompostierbar. Die Voraussetzung dafür ist aber möglichst reiner Biomüll. »In die Tonne darf alles das rein, was ein Vegetarier zu sich nehmen würde«, sagte Schreyer. Zusätzlich können Gartenabfälle, unbehandelte Holzreste, Kaffeesatz und Wischpapier kompostiert werden. Fleischreste, Batterien und Verpackungen sorgen dagegen für eine hohe Schadstoffkonzentration und verderben den Kompost. Er kann dann nicht weiter verwendet werden. Um einen möglichst guten Kompost herstellen zu können, setzt die BSR auf Aufklärung. Besonders in Neukölln muß noch einiges getan werden. Als sich dort immer wieder Schädliches in den Tonnen fand, ist der BSR aufgefallen, daß eine Broschüre in türkischer Sprache nützlich sein könnte. Grundsätzlich ist die Bereitschaft zum getrennten Müllsammeln aber sehr hoch.

Der Versuch soll ein Jahr lang laufen und, wenn er erfolgreich ist, auf die ganze Stadt ausgedehnt werden. Die Kosten von 1,4 Millionen DM trägt die BSR. In der DDR gibt es bereits eine sogenannte »Specki-Tonne«, in die auch Fleischabfälle rein dürfen, da dieser Müll nicht kompostiert, sondern an Tiere verfüttert wird. Langfristig wollen die Verantwortlichen die beiden Modelle zusammenbringen und flächendeckend eine einheitliche Berliner Biotonne aufstellen.

Bisher werden jährlich 8- bis 10.000 Tonnen Kompost in West- Berlin hergestellt. Mit der Biomüll- Aktion sollen im Versuchsjahr etwa 100.000 Tonnen Kompost produziert werden. Problematisch ist der Absatz des Biodüngers. Selbst die bisherige Menge konnte nicht vollständig verkauft werden. Erfolgreich kann der Müll kompostiert werden, wenn exakt gesammelt wird. Und, so Wagner, »wir brauchen Erfolg, um nicht im Müll zu ersticken«. Christel Blanke