: Die „Nummer zwei“ der ETA in Biarritz verhaftet
■ Jos Javier Zabaleta Elasegui werden mehrere Attentate zur Last gelegt/ Er gilt als Mann der Verhandler-Fraktion PORTRAIT
Berlin (taz) — Seit Ende der 70er Jahre war die spanische Polizei, unterstützt von französischen Kollegen, hinter ihm her, spanische Gerichte stellten einen Haftbefehl nach dem anderen gegen ihn aus, wegen Mitgliedschaft in einer bewaffneten Organisation, illegalen Waffenbesitzes und Raubes — doch „Waldo“ war immer einen Tick schneller. Zuletzt entwischte die Nummer zwei der ETA im Jahr 1987, während einer Polizeirazzia auf einem Bauernhof in den französischen Pyrenäen, der als Waffenlager diente.
Aber am vergangenen Sonntag schnappte die Falle zu: Mitglieder einer französischen Antiterroreinheit verhafteten „Waldo“, mit bürgerlichem Namen Jos Javier Zabaleta Elasegui, nach einer Verfolgungsjagd und ohne Schußwechsel in Biarritz.
Der Hinweis für die Verhaftung war offensichtlich aus der Guardia Civil gekommen. Seit 18 Monaten soll die Operation, die neben „Waldo“ vor allem dem ETA-Chef Francisco Mgica Garmendia („Artapalo“) galt, generalstabsmäßig vorbereitet worden sein. Offensichtlich wurde „Waldo“ jedoch mißtrauisch, weshalb die französische Polizei schneller als geplant zuschlug. Von der alten kollektiven ETA-Führung ist damit nur noch „Artapalo“ auf freiem Fuß.
Der 39jährige „Waldo“ ist ein Mann der ersten Stunde des baskisch-nationalistischen ETA-Flügels. Bereits mit 17 schloß er sich der Organisation an. 1967 wurde er im nordspanischen Navarra zum ersten Mal verhaftet und verschwand für neun Jahre im Knast. Erst nach Francos Tod wurde er freigelassen und ging nach Frankreich, wo er politisches Asyl beantragte.
„Waldo“ wird dem ETA-Flügel zugerechnet, der 1987 die Gespräche mit der sozialistischen Regierung initiierte, die inzwischen wieder abgebrochen sind. Dennoch ist er ein Vertreter der harten Linie gegenüber dem „spanischen Staat“. Er soll verantwortlich sein für die legalen Kommandos der ETA, die auch in den letzten Monaten und Jahren weiter Attentate verübten. Unter anderem wird ihm vorgeworfen, an dem Bombenanschlag auf das Madrider Hauptquartier der Guardia Civil beteiligt gewesen zu sein, bei dem im Dezember 1988 zwei Menschen, darunter ein zweijähriges Kind, ums Leben kamen. Er soll, behauptet die Polizei, auch die zahlreichen Auto- und Paketbombenattentate der letzten Monate angeordnet haben.
Bereits seit einigen Jahren bot das französische Exil baskischen Etarras nicht mehr viel Sicherheit. 1987 unterzeichneten die beiden Regierungen ein Abkommen über die Zusammenarbeit bei der Terrorismusbekämpfung, in dessen Folge mehrere wichtige ETA-Führer in Frankreich verhaftet und an Spanien ausgeliefert wurden.
In Madrid zeigten sich gestern Vertreter der meisten Parteien begeistert über den Schlag gegen die ETA. Im Baskenland nahm die Polizei in der Nacht zum Montag sechs Personen fest, die angeblich mit „Waldo“ zusammenarbeiteten, und hob ein Waffenversteck aus. dora
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