■ NOCH 3385 TAGE BIS ZUM JAHR 2000
: Der Krieg der Magier

Wie das Kaninchen auf die Schlange, so starrt die ganze Welt gebannt auf den Golf-Konflikt, und jeder fragt sich ängstlich, ob denn Saddam Hussein oder die Amerikaner jenes Feuer entfachen werden, das uns alle verschlingen könnte. Die Wahrsager haben auf diese Frage auch keine klare Anwort. Im Gegenteil, sie tragen mit zur Verwirrung bei. So wird die Golfkrise nach Ansicht führender italienischer Hellseher nicht zum Krieg führen. Bis Ende Dezember werde sich die Lage sogar beruhigen, versicherten der Präsident der italienischen „Gesellschaft zum Studium der okkulten Wissenschaften“, der Magier Sabino (bürgerlich: Gustavo Priori) und die Vorsitzende des „Verbands der alternativen Therapien“, die Zauberin Obanda (Anna Gallone). Saddam Hussein sei nicht jene „Bestie“, die in den apokalyptischen Prophezeiungen des Nostradamus angekündigt wird, meinte Magier Sabino. Weltkriegsgefahr drohe laut Nostradamus erst ab 1995. Der irakische Diktator sei nicht der Auslöser für das von Nostradamus vorausgesagte Weltuntergangs-Szenario, sondern nach Libyens Gaddafi nur der zweite islamische Führer, der versuche, „das Schwert Allahs zu werden“, meinte Sabino. Obwohl am Golf „gefährliche Geplänkel“ drohten, würden alle an einem friedlichen Ausgang interessiert sein. Die Voraussagen wurden vom Präsidenten der „Europäischen Gewerkschaft der Astrologen und Okkultisten“, dem Magier Guiseppe Lo Burgio, bestätigt. Er meinte sogar, binnen eines Monats werde eine friedliche Lösung am Golf gefunden werden. Sieben Medizinmänner vom Stamme der Sioux-Indianer sind da ganz anderer Meinung. „Sie hatten Visionen, die Jahrtausende alte Prophezeiungen erfüllen“, berichtete James Frey von der Lakota- Überlebenskasse, einer Institution zur finanziellen Unterstützung der Sioux. „Sie sehen US-Düsenflugzeuge Bomben auf Fabriken in Irak werfen, die dann Todeswolken freigeben, die die Erde umkreisen und den gesamten Planeten verwüsten“, sagte Frey. Bei den Medizinmännern handele es sich um Leute, die weit fort von jeder Zivilisation im Wald leben und nicht mit reisenden Medizinmännern zu tun haben, die schaustellern, so Frey. „Das sind die Echten“, betonte er. Sie leben außerhalb der westlichen Kultur und hätten sich zum Beispiel keine Weltuntergangssorgen während des Zweiten Weltkriegs gemacht. Aber die Lage im Nahen Osten habe sie mehr aufgebracht als alles, was sie bisher erlebt haben. Karl Wegmann