Neuorientierung

■ Ende des sowjetisch-finnischen Tauschhandels MIT DEM OSTHANDEL AUF DU UND DU

Helsinki (taz) — Der Beschluß des Obersten Sowjet in Moskau, marktwirtschaftliche Struturen einzuführen, wird der finnischen Wirtschaft in den nächsten Jahren noch einigermaßen zu schaffen machen. Das Land verliert seine Ausnahmerolle im Handelsverkehr mit der Sowjetunion. „Kein Zweifel, unser Handel mit der Sowjetunion wird deutlich zurückgehen, wenn das Handelsabkommen gekündigt wird“, räumt Hanno Eskelinen von der sowjetisch-finnischen Handelskammer in Helsinki ein. Das hat Moskau bereits angekündigt. Das Handelsabkommen beruhte weitgehend auf dem Tauschhandelsprinzip. Valuta mußte die Sowjetunion nicht zahlen, stattdessen aber Öl und Gas liefern.

Die finnische Wirtschaft profitierte von dieser Art des Tauschhandels. Der Exportmarkt Sowjetunion war von vornherein „sicher“. Die Lieferungen wurden von der Sowjetunion besser bezahlt als auf dem Weltmarkt; Öl und Gas aus dem Osten waren meist billiger als im freien Handel. Der Umfang der solcherart „geschützten“ finnischen Exporte machte zeitweilig bis zu 25 Prozent des gesamten Außenhandels aus, in den letzten Jahren immerhin noch 12 bis 15 Prozent. Finnland war neben Indien und Kuba das letzte Land, mit dem Moskau noch Tauschhandel betrieb, nachdem im Herbst vergangenen Jahres das Comecon faktisch aufgehört hatte zu funktionieren. Das neutrale Land will nun bis Mitte der neunziger Jahre EG-Mitglied werden. Reinhard Wolff