De Klerk auf Rehabilitationstour

Für Südafrikas Premier war der Besuch in Washington kein durchschlagender Erfolg/ Aufhebung der US-Sanktionen vorerst nicht in Sicht/ Schwarze Kongreßabgeordnete wollten de Klerk nicht treffen  ■ Aus Washington Rolf Paasch

Nicht nur er, sondern auch Südafrika, so hatte der südafrikanische Premierminister F. W. De Klerk am Sonntag nach seiner Landung auf dem Washingtoner Flughafen erklärt, seien eine „große Reise“ angetreten. Eine Reise, die zu mehr Demokratie und zur Mitgliedschaft in der internationalen „Völkerfamilie“ führen werde. Mit de Klerk betrat zum ersten Mal seit Jan Smuts vor 43 Jahren wieder ein südafrikanisches Staatsoberhaupt amerikanischen Boden. So als habe er und nicht Nelson Mandela Jahrzehnte im Knast verbracht, genoß de Klerk sichtlich jede Sekunde seines historischen USA- Trips. Der Premier des Immer- Noch-Apartheidstaates sah in der Einladung des Weißen Hauses den Beginn seiner politischen Rehabilitation. Für die Bush-Administration war es die symbolische Belohnung für die von de Klerk verfügte Freilassung des ANC-Führers Nelson Mandela am 2. Februar diesen Jahres.

Als de Klerk dann am Montag vorbei an 200 Anti-Apartheid-Demonstranten ins Weiße Haus hineinchauffiert wurde, war dort seine Botschaft klar und eindeutig. Der Abbau der Apartheid und die Verpflichtung zu einer politischen Beteiligung der Schwarzen seien „unwiderruflich“, erklärte de Klerk dem US-Präsidenten, der ihn im Gegenzug für seine politischen Leistungen würdigte. Während de Klerk die Amerikaner aus Washington dazu aufforderte, Südafrika durch eine neue Brille zu betrachten, konterte Nelson Mandela aus Johannesburg: „Die Amerikaner müssen wissen, daß die Apartheid in diesem Land immer noch tief verwurzelt ist.“

De Klerk war nur zum gegenseitigen persönlichen Abtasten mit Präsident Bush, ohne „Einkaufsliste“, nach Washington gekommen. Für eine Aufhebung der im amerikanischen Anti-Apartheidgesetz von 1986 festgeschriebenen Sanktionen, das weiß auch de Klerk, ist es noch zu früh. Zwar würde die Bush-Administration gerne die Handelsbeschränkungen aufheben, eine Auseinandersetzung mit dem US-Kongreß ist dem US-Präsidenten ein solches Vorgehen jedoch nicht wert. Vor einer Erfüllung der restlichen Bedingungen des Sanktionsgesetzes — der Beendigung des Ausnahmezustandes in Natal, der Freilassung aller politischen Gefangenen und der Abschaffung des die Apartheid geografisch festschreibenden „Group Areas Act“ — wird mit dem US-Kongreß nicht über ein Ende der Sanktionen zu reden sein.

De Klerk bekam im Weißen Haus genug Lob zu hören, um seine Position daheim gegenüber seinen rechten Kritikern zu stärken, aber auch eine Ermahnung, daß die gegenwärtigen Reformen zu der von de Klerk ersuchten Wiederaufnahme in die „Völkerfamilie“ noch nicht ausreichen. Angeblich wurde de Klerk im Weißen Haus auch darauf angesprochen, wie er denn die von weißen Sicherheitskräften geschürten gewalttätigen Ausschreitungen zwischen Anhängern der Inkatha-Bewegung Buthelezis und ANC-Mitgliedern zu beenden gedenke.

Nelson Mandelas in diesen Tagen immer wieder vorgebrachte Anschuldigung, daß eine „dunkle (d.h. weiße — R.P.) dritte Kraft“ für die Morde in den südafrikanischen Townships mitverantwortlich sei, hat auch bei der Entscheidung der im „Black Caucus“ zusammengefaßten schwarzen Kongreßabgeordneten eine Rolle gespielt, ein geplantes Treffen mit de Klerk am Ende doch abzusagen.

An den skeptischen bis negativen Reaktionen konnte auch de Klerks peinlicher und anbiedernder Versuch, Sätze aus der berühmten Rede des Bürgerrechtlerführers Martin Luther King auf das heutige Südafrika anzuwenden, nichts ändern. Das Zitat Kings aus dem Munde eines Mannes, der zumindest in seiner Jugend ein überzeugter Anhänger der Apartheid war, empfanden viele scharze Amerikaner schlicht als Unverschämtheit.