DDR-Leiharbeiter als Billigkräfte in der BRD

■ Billige ArbeiterInnen aus der DDR arbeiten als Subunternehmer im Ruhrgebiet/ Der Verdienst liegt nur bei einem Drittel ihrer KollegInnen

Düsseldorf (taz) — Die landesweit arbeitende „mobile Einsatzgruppe“ des Duisburger Gewerbeaufsichtsamts hat bei jüngsten Überprüfungen vermehrt ArbeiterInnen aus der DDR auf Großbaustellen und in Großbetrieben angetroffen, die illegal als LeiharbeiterInnen beschäftigt sind. Die DDR-ArbeiterInnen sind häufig gesundheitlich gefährdet, weil Arbeitsschutzbestimmungen nicht eingehalten werden, weil sie allgemein schlecht ausgerüstet oder ungeschützt beim Umgang mit Giftstoffen arbeiten. Dafür verdienen sie nur ganze 6 DM die Stunde, wo westdeutsche KollegInnen das Dreifache bekommen. Ohne Genehmigung verleihen sowohl DDR-Firmen als auch westdeutsche Unternehmen, so der Leiter des Duisburger Gewerbeaufsichtsamts, Erwin Krusenbaum, die KollegInnen von drüben. Für einen Sprecher des NRW-Arbeitsministeriums, dem die Duisburger Einsatzgruppe regelmäßig berichtet, ist die auffällig hohe Zahl von DDR- LeiharbeiterInnen nur ein neuer Aspekt eines „Phänomens, das wir seit langem beklagen“. In letzter Zeit seien neben AusländerInnen vor allem vermehrt Aus- und ÜbersiedlerInnen illegal ausgeliehen worden.

Gezielt wurden bisher Firmen nahe Siegen, Bonn und Soest untersucht. Da man jedoch mit „den Auswertungen gerade am Anfang“ sei und Unternehmen in anderen Regionen NRWs erst noch überprüft werden müßten, so Krusenbaum, könne er noch nicht sagen, wie groß der Anteil von DDR-Verleihern im Geschäft mit der illegalen Leiharbeit ist. Nach einem Bericht der Dortmunder 'Westfälischen Rundschau‘, den das Arbeitsministerium in Düsseldorf gestern bestätigte, sind ausgeliehene DDR-Bauarbeiter auch auf der Baustelle des Deutschen Bundestages in der Hauptstadt Bonn zum Einsatz gekommen. Indirekter Arbeitgeber in diesem Fall: die Arbeitsgemeinschaft Siemens/AEG. Bettina Markmeyer