Warnstreik vor der Schule

■ Privatschul-LehrerInnen wollen mehr Geld

Fünf LehrerInnen der Privatschule Mentor in Findorff schwenkten gestern Transparente und ließen dafür eine Unterrichtsstunde ausfallen. Der Warnstreik galt dem Träger der Schule, der Freien Christengemeinde. „Ungefähr die Hälfte des Tarif-Lohns im öffentlichen Dienst verdienen wir hier“, so ein Lehrer, „da kann man sich nur mit Zusatz-Jobs über Wasser halten“.

Nach einer Tarifverhandlung am 13. September hatten sich die Kontrahenten bereits nach einer knappen Stunde ohne Ergebnis getrennt: Gehaltserhöhungen, so die Geschäftsleitung, seien wegen der angespannten Finanzlage der Schule nicht möglich. Das wollen die gewerkschaftlich engagierten LehrerInnen, immerhin die Hälfte der Belegschaft, nicht glauben: 310 Mark zahlen die Eltern für jedes Schulkind, und zudem wird die Realschulklasse aus öffentlichen Geldern gefördert.

Die GEW fordert deshalb für jeden Beschäftigten mindestens 350 Mark mehr. Des weiteren wäre eine neue Einstufung nach Beschäftigungsdauer nötig: Das Anfangsgehalt beträgt bisher 2.000 Mark brutto, ein Lehrer verdient im neunten Jahr der Beschäftigung 2.750 Mark brutto.

Den Hintergrund für die Weigerung der Mentor-Geschäftsleitung, den LehrerInnen mehr zu zahlen, sehen die LehrerInnen ganz woanders: Damit der „christliche Geist“ in die Schule einziehen kann, wird auf lange Sicht ein Austausch der Lehrerschaft angestrebt — durch Kündigungen oder durch Herausgraulen mit verminderten Stundenzahlen und mieser Bezahlung.

Die Betriebsratswahlen — mit einem Beschwerdeverfahren vor dem Landesarbeitsgericht durchgesetzt — sind indes in vollem Gange. Die LehrerInnen vermuten, daß der Streit um die Existenzberechtigung der Arbeitnehmervertretung in einer „Religionsgemeinschaft“ noch nicht ausgestanden ist. Denn ein Betriebsrat könnte den christlichen Wandel behindern.

Dabei kommen die SchülerInnen, die ihre warnstreikenden LehrerInnen umringten, gar nicht auf die Schule, weil sie oder die Eltern religiös sind. „Wir sind hier doch alle“, so ein Schüler, „weil wir in anderen Schulen nicht klargekommen sind“. Das wird sich auf die Dauer vielleicht auch ändern: Unter den Aussiedlern, die in den letzten Monaten aus der Sowjetunion und Siebenbürgen nach Bremen gekommen sind, befinden sich 350 neue Gemeindemitglieder. bear