Italiens Kommunisten spalten sich

Rom (taz) — Alle Mühe war vergebens: Parteichef Achille Occhetto ist es nicht gelungen, die auseinanderstrebenden Strömungen seiner Partei in die neue „Formation aller linken, alternativen, progessiven Kräfte“ einzubringen.

Nur zwei Tage nach Abschluß der „Festa dell' Unit“ in Modena, wo Occhetto seiner Ansicht nach noch einmal alles kitten konnte, ist Armanda Cossutta vom orthodoxen, einst stalinistischen Flügel ausgebrochen: er kündigte an, daß er eine neue, „neokommunistische“ Partei gründen werde. Das soll geschehen, sobald Occhetto, wie mittlerweile definitiv beschlossen, sowohl das Adjektiv „kommunistisch“ als auch die Symbole Hammer und Sichel tilgt.

Im Parteihauptquartier in Rom sieht man den Schritt Cossutas derzeit noch als das „kleinere Übel“ an: wenn schon einer das traditionelle ehemalige Attribut besetzt, soll es Cossutta sein, der lediglich knappe vier Prozent der Parteibasis hinter sich hat.

Dennoch müssen die „Reformer“ um Occhetto den Zulauf weiterer Unzufriedener aus dem Lager der „Nein-Fraktion“ um den charismatischen Altlinken Pietro Ingrao fürchten, die immerhin gut ein Drittel der Basis repräsentieren: Sie sind ebenfalls gegen eine Namens- und Symboländerung, kämpfen aber im Gegensatz zu Cossutas mehr auf der inhaltlichen Ebene. Vor allem widersetzen sie sich dem atlantischen und neukapitalistischen Kurs der Parteiführung. Die Verbrüderungstendenzen mit der Sozialistischen Partei sind ihnen ein Dorn im Auge. Und auch die kleine Partei der Democrazia proletaria (derzeit um die zwei Prozent Wählerstimmen) hat die Bereitschaft zum Neuaufbau einer kommunistisch genannten Formation bekräftigt.

PCI-Chef Occhetto gerät damit zunehmend in Not — keine der von ihm eingeladenen nichtkommunistischen Gruppen, von den Grünen über die „progressive Kapitalfraktion“ und den freischwebenden Intellektuellen bis zu den Linkskatholiken, hat sich bisher zu einer klaren Mitarbeit in der neuen Linksformation bereiterklärt.

Werner Raith