: Wenn die FDP grün anläuft...
■ ...dann springt Axel Adamietz zurück ins Bremer Parlament
Noch kann die ewige Zünglein-an- der-Waage-Partei ihrer Rolle in Bremen noch nicht ausspielen. Noch sitzt die SPD bequem und schwer auf ihrem Absolute-Mehrheits-Sockel. Und doch beginnt das Herz der Bremer FDP bereits in frischem Rhythmus zu hüpfen: von schräg unten und im Öko-Takt. Axel Adamietz, prominenter Gründer der ersten grünen Bewegung mit parlamentarischer Präsenz (Bremer Grüne Liste, 1979), will mit der FDP zurück in die Bürgerschaft.
Als er das erste mal dort Platz nahm, saß er dem damaligen FDP-Fraktionschef Lahmann „direkt im Nacken“, erinnert sich Adamietz. Lahmann, damals erst über unordentliche Abrechnung der Fraktionsgelder und dann 1983 mit 4,6 Prozent aus der Bürgerschaft gestürzt, hat es inzwischen einige Stufen auf der Karriereleiter hochgewirbelt: Er sitzt seit dem 1. September, zuständig für „Finanzen und Steuern“, im Brüsseler „Kabinett Bangemann“. Nicht vor, sondern rechts neben Adamietz saß damals im Bremer Plenarsaal Manfred Richter, heute FDP-Landesvorsitzender. „Ein sehr guter Debattenredner“, urteilt Richter über seinen neuen Parteifreund, dem er schon damals „in innenpolitischen Positionen sehr nahe“ gewesen sei.
Nahe ist dem neuen Stern am Himmel der Bremer FDP auch der Kreisvorsitzende Mitte, Andreas Jordan. „Wir sind aus einem Quell entsprungen“, erinnert er sich an die gemeinsame Zeit in der BGL. Schon bald nach deren Ende 1983 habe man sich ab und zu im alten BGL-Kreis zum Kaffeeklatsch wiedergesehen. „Vor allem die Frauen dachten immernoch grün, wählten dann aber immer FDP“, erinnert sich Jordan. Sogar die Ex-BGL-Abgeordneten und Freunde der Schafzucht, Delphine Brocks und Olaf Dinné, wurden gesehen, als dann die Idee entstand, die FDP mit einer privaten Wählerinitiative zu fördern.
Das war 1987. Heute sind die Kaffeeklatsch-Themen auf dem besten Weg zurück in die roten Sessel der Bürgerschaft. „Ich bin gespannt, welchen Weg die FDP jetzt machen wird“, gesteht Annegret Pautzke, Hinterbänklerin der heute zehnköpfigen Fraktion. Nicht nur ihr Mandat könnte mit der neuen Lobby bei den Liberalen in Gefahr geraten. Auch der nicht gerade radikal-liberale Fraktionschef Jäger selber gerät in die Minderheit. Allerdings demonstriert er heute noch Gelassenheit.
Scharfe Abgrenzung kommt dagegen von den neuen Grünen. „Die FDP wird auch mit Adamietz weder liberal noch ökologisch“, weiß deren Abgeordneter Martin Thomas. Und über den künftigen Nachbarn auf der Oppositionsbank urteilt er trittsicher: „Adamietz ist ein unheimlich guter Redner, aber auch ein unheimlich guter Schwätzer.“ Rosi Roland
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