Der Wald strahlt noch

■ Essen - vier Jahre nach Tschernobyl

Wer Rehrücken mit Pfifferlingen über alles liebt, kann sich einen solchen Festschmaus vier Jahre nach Tschernobyl schon hin und wieder mal gönnen, meint Ronald von Salzen von der Strahlenmeßstelle der Universität Oldenburg, „ich würde allerdings lieber Zuchtpilze nehmen.“

Die neueste Tabelle der Radioaktivitätsmeßstelle zeigt für einen Großteil der untersuchten Nahrungsmittel und Erdproben sowohl bei Cäsium-134 und 137 als auch bei Strontium 90 Werte, die nach den Kriterien des BUND unbedenklich sind. Danach sollen die Cäsiumwerte für Kleinkinder und Schwangere 10 Bequerel pro Kilogramm und für andere Erwachsene 35 Bequerel pro Kilogramm nicht überschreiten. Die meisten in der Uni Oldenburg untersuchten Lebensmittel wie Kartoffeln, Äpfel, Muesli und verschiedene Beerensorten wiesen Cäsiumwerte zwischen 3 und weniger als einem Bequerel pro Kilo auf.

Auch bei Honig und bei Walnüssen aus Ungarn liegen die Ergebnisse in diesem Bereich. Lediglich Waldpilze (allerdings aus dem Jahr 1989) sind noch mit 110 bis 138 Bequerel belastet. Dazu von Salzen: „Das wird bei Pilzen noch über mehrere Jahre so bleiben. Die Böden sind ohnehin für lange Zeit belastet. Pflanzen nehmen diese Radioaktivität sehr unterschiedlich auf. Vor allem Maronen haben die Eigenschaft, sie gut einzubauen.“

Erstaunlich hohe Werte wiesen Blaubeere (Bickbeeren) aus der Gegend um Bösel bei Oldenburg auf. Drei Proben zeigten Ergebnisse von 107,65 und 105 Bequerel. „Aber das sind 'Ausreißer'“, so von Salzen. „Daran kann man sehen, daß an einer bestimmten Stelle damals extrem viel runtergekommen ist.“ Blaubeeren aus anderen Regionen lagen unter einem Bequerel.

Zwei Extremwerte in der Tabelle springen ins Auge: Rentierschinken aus Finnland ( 539 Bequerel) und Pfifferlinge aus der UdSSR (6776). Die Pilze stammen vom Rand der „Tschernobylzone“, wo ein Mitarbeiter der Oldenburger Strahlenmeßstelle im Juli vor Ort Messungen durchgeführt hat. „Aber keine Angst, solche Ware ist hier nicht auf dem Markt“, versichert von Salzen. asp