SAMSTAG COUCHPOTATOSCHIPS&TIPSVONHARALDKELLER

THE MAKING OF „DICK TRACY“

Noch konsequenter als weiland Tim Burton mit seiner Batman-Adaption verfolgte Warren Beatty das Ziel, den Comic-Strip Dick Tracy adäquat ins Medium Film zu übertragen. Dabei war die ins expressionistische gesteigerte Eindimensionalität, abzusehen bereits am — analog zum gedruckten Original — alleinigen Gebrauch und der klaren Zuordnung der Primärfarben, kein Ausrutscher, sondern Ziel der Inszenierung, zugleich aber auch Travestie auf die schablonenhafte Superheldenmythologisierung der Vorlage. Näheres zur Arbeit hinter den Kulissen und Wissenswertes über Hollywoods Trickkiste vermittelt diese Dokumentation.

(ARD, 16.15 Uhr)

KULIS BUCHCLUB

Der wackere Kölner Privatsender hat ja Mut: Zur besten Sendezeit am Samstag abend ein Büchermagazin zu plazieren, zeugt von Courage, auch wenn die Folianten von Publikumsliebling Hans-Joachim Kulenkampff aufgeblättert werden. Auf eines bin ich jetzt schon gespannt: Wird es ihm erneut gelingen, die Sendezeit zu überziehen?

(RTL plus, 21.05 Uhr)

TOPs + FLOPs

Da bei dieser entwaffnend ehrlich betitelten Sendung auch unser alles Dieter Bohlen auftritt, stellt sich eigentlich nur eine Frage: Fällt der Blonde mit den faserigen Stimmbändern unter „Tops“ oder unter „Flops“?(DFF 2, 21.55 Uhr)

DIE SCHRECKENSKAMMER

Niemand braucht sie zu fürchten, wenn Jason Cravette durch die Nacht schleicht, um seinen „Leichnam der Rache“ zu vervollständigen. Bevor etwas Grauliches kommt, werden die Zuschauer durch ein „Horror Horn“ und einen „Fear Flasher“ gewarnt. Die Gruselmär aus dem Jahr 1965 ist allerdings weit entfernt von den Splatter-Epen heutiger Prägung. Der Bösewicht, ein beinahe schon liebenswerter Kauz, hackt sich zunächst einmal selbst die Hand ab, um seinen Verfolgern, die ihn der gerechten Strafe zuführen wollen, zu entkommen. Mit Hilge, einer künstlichen Pfote, die waffentechnisch dem natürlichen Glied um einiges voraus ist, macht er sich alsdann auf, seine Peiniger ins Jenseits zu befördern. Waidmannsheil!(ZDF, 23.25 Uhr)

TÖDLICHES PFLASTER

SUNSET STRIP

In den zehn Jahren zwischen seinem 15. und 25. Geburstatg machte der Ex-Kinderstar Mickey Rooney, der bereits im Alter von zwei Jahren auf der Bühne gestanden hatte, 43 Filme, verdiente Millionen, gewann einen „Oscar“ und heiratete den Hollywood-Star Ava Gardner. 1945 kam er aus dem Zweiten Weltkrieg zurück, war geschieden, und niemand hatte Verwendung für den nach wie vor jungenhaft wirkenden Darsteller. Mit kleinen, mitunter auch sehr schlechten Filmen hielt sich Rooney als „free-lance actor“ über Wasser. Einer seiner Arbeitgeber war unter anderem sein früheres Studio MGM, für das er auch diesen Kriminalfilm drehte. Er agiert als Schlagzeuger, der nach der Rückkehr vom Militär wieder in einer Band spielen möchte, aber auf die schiefe Bahn gerät. Das Nachtclubmilieu, in dem der Film angesiedelt ist, gibt Gelegenheit für Gastauftritte der Louis Armstrong All Stars mit Jack Teagarden, Eral „Fatha“ Hines, Vic Damone und Monica Lewis.(ARD, 0.00 Uhr)

SPION MIT MEINEM GESICHT

David McCallum war in Bezug auf hysterische (weibliche) Fans in den Sechzigern, was Mel Gibson heute ist. Berühmt wurde er an der Seite Robert Vaughns in der Fernsehserie The man from U.N.C.L.E., hierzulande brutal eingedeutscht zu Sole für O.N.K.E.L.. Aus einigen Folgen dieses Klassikers serieller Fernsehunterhaltung machten die Produzenten durch Ergänzung um zusätzliches Material abendfüllende Spielfilme. Dies hier ist so einer, und darin bekommen es der Staragent Napoleon Solo (Vaughn) und sein Gefährte Illya Kuryakin (McCallum) mit einem gefährlichen Doppelgänger Solos zu tun, der im Auftrag des Gangstersyndikats T.R.U.S.H. die U.N.C.L.E.-Organisation unterwandern soll. Wie säuberlich doch damals sich Gut von Böse unterscheiden ließ... Apropos gut — Senta Berger spielt auch mit.

(RTL plus, 20.15 Uhr)

WIR SIND SO FREI

In einem früheren Programm des Düsseldorfer Kom(m)ödchens hieß es einmal selbstironisch: „Wir kämpften gegen die Wiederbewaffnung — bis wir sie hatten. Gegen die Notstandsgesetze — bis wir sie hatten. Gegen die alten Nazis — bis wir neue Nazis hatten...“ Im neuen Programm geht es (unter anderem) um die Wiedervereinigung — und die haben wir nun auch schon...

(West 3, 21.55 Uhr)

MADE IN USA

Der geniale Dilettant Jean-Luc Godard, der keine Filme drehen kann, aber sein Unvermögen mit Chuzpe vermarktet, schob dieses Projekt 1966 schnell mal ein, weil sein Produzent Georges de Beauregard kurzfristig Geld benötigte. Als der Croucho Marx unter den französischen Regisseuren besaß Godard genügend Spontaneität, innerhalb kürzester Zeit aus Richard Stars Roman The Jugger ein Drehbuch zu machen, das mit der Vorlage nur noch in Rudimenten übereinstimmte und seinem Publikum verzwickte Rätsel aufgab. Die Schurken heißen Robert McNamara und Richard Nixon; andere Figuren tragen Namen wie Donald Siegel, Richard Widmark, David Goodis (Autor von Tirez sur le pianiste) oder Inspektor Aldrich, gewidmet ist der Film Niciolas Ray und Samuel Fuller. Eine Fülle von Anspielungen auf politische Ereignisse jener Zeit sind heute kaum noch zu entschlüsseln, aber Anna Karina als Hauptdarstellerin wurde von einem faszinierenden Godard erneut hinreißend in Szene gesetzt, Jean-Pierre Leaud spielt mit und Marianna Faithful ist als Sängerin zu sehen. Das tröstet über manch Unerklärliches hinweg.(ZDF, 23.30 Uhr)

DIE NACHT

VOR DEM GALGEN

Wer wissen möchte, warum Godard einem Regisseur wie Don Siegel mit so großer Verehrung begegnet, erhält mit diesem Western aus dem Jahr 1953 Gelegenheit, sich ein eigenes Bild zu machen. Der couragierte Anwalt Doug Madison hilft der Verlobten eines Landarbeiters, der wegen Mordes zum Tode verurteilt wurde. Gemeinsam bemühen sie sich, seine Unschuld zu beweisen. Dabei sind sie diversen Anfeindungen der Stadtbewohner ausgesetzt. Derweil rückt der Tag der Hinrichtung immer näher...(Sat 1, 23.15 Uhr)