Steinberg klopft sich auf die Schulter

■ Umweltminister zieht Bilanz: Ich stopfte Löcher und dokterte nicht rum/ Stasi-Verdacht dementiert

Berlin (taz) — Glaubt man den Worten von DDR-Umweltminister Karl- Hermann Steinberg, hellt sich das Umweltbild der heutigen DDR allmählich auf: Die Emission von Schwefeldioxid verringerte sich landesweit um 15 Prozent auf etwa 4,4 Millionen Tonnen. Fünfzehn Prozent weniger Staub fallen gegenüber 1989 auf die Erde. Die Elbe ist zu 15 Prozent von Schadstoffen befreit worden, und auch in die Mulde fließen weniger organische Stoffe, Salze und Phenole als noch vor einem Jahr. Die Salzbelastung der Werra ist ebenfalls im Vergleich zum Vorjahr verringert worden.

Diese positive Bilanz eröffnete der Noch-DDR-Minister am Freitag auf seiner letzten Pressekonferenz vor dem deutschen Einheitstag. Der nur fünfeinhalb Monate amtierende Minister erklärte, daß die Währungsunion wesentlich die Umweltsanierung beschleunigt habe, weil viele Produkte und Zwischenprodukte seit Juli nicht mehr in der DDR hergestellt werden und anderwertig beziehbar seien. Das sei natürlich auf Kosten von Arbeitsplätzen geschehen, aber schon bald werde der Umweltsektor, so der Minister, „kräftig Arbeitsplätze schaffen“. Steinberg nannte die Zahl 200.000 bis 250.000. Aber immerhin habe er die Quellen permanenter Umweltbelastung verstopft und nicht an den Folgen herumgedoktert.

Um ein Drittel reduzierte sich der Anteil der Chemieabfälle, das heißt um 20.000 Tonnen jährlich. In Buna nahm durch die Stillegung aller acht offenen und eines der geschlossenen Karbidöfen die Staubbelastung von jährlich 44.000 auf 2.000 Tonnen ab.

Auf jeden Fall wird die umstrittene Sondermülldeponie Schönberg weiterbetrieben. Dazu Steinberg: „Sie ist die beste, die wir haben.“ Kontrollen hätten ergeben, daß sie absolut korrekt arbeite und dort auch keine radioaktiven Abfälle lagern. Der Minister sprach sich für ein duales Recycling-System nach bundesdeutschem Muster aus. Eine regelrechte Herausforderung sieht Steinberg für die nahe Zukunft in der Beseitigung der Altlasten.

Vehement verwahrte Steinberg sich gegen den Verdacht der Stasi- Mitarbeit. Nicht er, sondern eine Person seines Vertrauens habe seine Akte eingesehen und dabei keinerlei Belege gefunden, die die Behauptung des früheren Regierungsbevollmächtigten für die Auflösung der Stasi, Werner Fischer, bestätigt hätten. baep