„Gebt uns unsere Kindheit zurück!“

■ Erster Weltkindergipfel der UN/Protestmarsch indischer Kinder zum Premier

Neu Delhi/London/New York (taz/ dpa/afp) — Zu der von den Vereinten Nationen am vergangenen Wochenende in New York veranstalteten Weltgipfelkonferenz über die Lage von Kindern wurden 70 Staatschefs und 90 Außenminister erwartet. Die Initiatoren hatten eine „Welterklärung“ vorbereitet, in der sich die Unterzeichner feierlich verpflichten, den Rechten der Kinder, ihrem Überleben, ihrem Schutz und ihrer Entwicklung hohe Priorität einzuräumen. Außerdem wurde ein entsprechender „Aktionsplan“ zur Verabschiedung vorgelegt.

Amnesty international hatte vor kurzem einen Bericht über die Lage von Kindern vorgelegt, in dem insbesondere auf gravierende Menschenrechtsverletzungen an brasilianischen, guatemaltekischen, peruanischen, südafrikanischen, irakischen und palästinensischen Kindern in den israelisch besetzten Gebieten hingewiesen wird.

In der vergangenen Woche haben sich 400 Kinder selbst auf den Weg zum indischen Premierminister gemacht, um auf ihre elende Lage aufmerksam zu machen. In Indien arbeiten 55 Millionen Kinder unter 14 Jahren. Mit dem Marsch wollten die Demonstranten außerdem die internationale Gemeinschaft dazu bewegen, keine von indischen Kindern gefertigten Produkte mehr zu kaufen.

„Gebt uns unsere Kindheit zurück“ und „Wir wollen zur Schule gehen und spielen“ stand auf ihren Plakaten. Der indische Premier versicherte den Kindern, die Regierung werde alsbald konkrete Maßnahmen zur Unterbindung von Kinderarbeit einleiten.

Daß so viele Kinder zur Arbeit gezwungen würden, sei eine nationale Schande. Die meisten der Kinder erklärten, sie müßten gegen geringe Bezahlung, oder auch ohne jedes Entgelt, von Tagesanbruch bis zur Dämmerung in Ziegeleien, Steinbrüchen, Teppichknüpfereien und Straßenrestaurants arbeiten.

Selbst in Neu Delhi, einer der wohlhabendsten Städte Indiens, sind eine halbe Millionen Kinder gezwungen, zum Unterhalt ihrer Familien beizutragen. „Der größte Hohn ist, daß in einem Land mit 80 Millionen erwachsenen Arbeitslosen ausgerechnet Kinder, die eigentlich die Schule besuchen und spielen sollten, zur Arbeit gezwungen sind,“ sagte Swami Agnivesh Swami, Vorsitzender der „Koalition für Kinder in Knechtschaft“, die den Protest organisiert hat und nun eine landesweite Kampagne plant. Larry Jagan