Alltäglicher Tod im Drogenhaus

■ Binnen 14 Tagen der zweite Tote im Wohnprojekt Roonstraße

Büro des Arbeitskreises kommunale Drogenpolitik im Wohnhaus Roonstraße: Einige BewohnerInnen sitzen zusammen und fragen sich: Wie konnte das passieren? Sie sind sich einig: Eine Überdosis war es bestimmt nicht. Ihre Spekulation: Der 29jährige Mann, der 1990 als 55. Drogentoter in die polizeiliche Zählung eingeht, sei bestimmt an einer Blutvergiftung durch einen aufgebrochenen Abszeß gestorben. Und jetzt, so fürchten die Junkies, werden die Nachbarn, die sich in den vergangenen Monaten mit dem Haus arrangiert hätten, wieder mißtrauisch auf die Tür gucken. In der Roonstraße ist schließlich zum zweiten Mal innerhalb von 14 Tagen eine Leiche aus dem Haus getragen worden. Der alltägliche Drogentod, wenn er hier passiert, erregt er noch öffentliches Aufsehen.

Für Raymund Suchland vom Vorstand des AK Drogen ist der Drogentod auch in diesem Haus etwas ganz zwangsläufiges. „Es hat mich sehr gewundert, daß das so lange gedauert hat.“ Denn in der Roonstraße leben diejenigen, „die am härtesten konsumieren und am verelendetsten sind.“ Die Honorarkräfte, die rund um die Uhr im Haus sind, können ihre Betreuungsfunktion nicht ausreichend wahrnehmen. Trotz monatealter Zusagen hat es Sozialsenatorin Sabine Uhl bis heute nicht geschafft, durch ein weiteres Haus für betreutes Wohnen die Anzahl der Roonstraßen-BewohnerInnen zu reduzieren. Mehr als 20 Junkies leben in dem Haus, das eigentlich nur für zehn gedacht ist.

„Er hat schon recht“, bestätigt Uhls Drogenbeauftragter Guus van der Upwich den Kern der Kritik. Doch Upwich hofft, das alte Versprechen jetzt endlich einlösen zu können und schon in den nächsten Tagen ein Haus für betreutes Wohnen ankaufen zu können. Ab Mitte Oktober, so verspricht der Drogenbeauftragte weiter, soll auch die unendliche Geschichte um das Übernachtungsschiff Outlaw ein Ende haben. Heute sollen am Kai Pfähle eingerammt werden. Dann kann die Outlaw anlegen. Mit Outlaw und dann drei Wohnhäusern hofft van der Upwich über den kommenden Winter zu kommen.

Auf mehr Platz durch neue Häuser hoffen auch die BetreuerInnen in der Roonstraße. Im Moment müssen sie immer wieder Drogensüchtige ohne Übernachtungsmöglichkeit von der Tür weisen. Ein striktes Besuchsverbot soll neue BewohnerInnen verhindern helfen. Weitere Drogentote im Haus, das wissen sie wie die Bewohnerinnen sind jederzeit möglich. Ein Junkie: „Das ist ein Drogenhaus, da gibt es auch Tote.“ hbk