Berlin und die Welt

Berlin und die Welt. +++ Bei diesen Feuerwerken werden besonders große »Bomben« eingesetzt. »Wir fangen mit Kaliber 80 an, bei dem die meisten Volksfestfeuerwerke aufhören«, sagte ein verantwortlicher Pyrotechniker. Die dicksten Knaller hätten einen Durchmesser von 30 Zentimetern +++ »Seit dem 9. November 1989, dem Tag, an dem sich die Mauer öffnete, ist die Vereinigung beider Teile Berlins in großem Tempo vorangeschritten« (Momper). +++ Drei Taucher wollen ihre Denktätigkeit mit sportlichen Aktivitäten kombinieren und einen Weltrekord im Unterwasserskat aufstellen. Heißt: Heute (ab 13 Uhr) 28 Stunden Geblubber in »Europas größtem transportablen Tauchturm«, Sport- und Erholungszentrum, Leninallee 77, Berlin 1017. +++ »Obwohl wir in der Alltagspraxis schon in hohem Maße wie eine Stadt leben, ist der 3. Oktober für uns ein historisches Ereignis« (Momper). +++ Das Denkmal am Theodor-Heuss-Platz wird umgewidmet — die Flamme am Tag der Deutschen Einheit gelöscht. Damit solle zum Ausdruck gebracht werden, daß die wesentlichen Forderungen, die zu seiner Errichtung geführt haben, erfüllt seien. Das Mahnmal war 1955 von den Landsmannschaften der deutschen Heimatvertriebenen errichtet worden. Die Flamme sollte brennen »bis zur Wiederherstellung der deutschen Einheit und der Verwirklichung des Rechts auf Heimat«. +++ »Für uns alle werden dies bewegende Tage sein« ('adn‘). +++ »Wir werden jetzt wieder eine normale Stadt« (Schwierzina). +++ »Die weit überwiegende Mehrheit der Menschen in beiden Teilen Deutschlands begrüßt die Vollendung der Einheit in Freiheit und erwartet von der Kirche, daß sie nicht abseits steht« (Landowsky). +++ Jetzt ist Deutschland tatsächlich »nicht mehr getrennt«, denn: »West- Staaken gehört wieder zu Spandau«. +++ »Der Platz der Republik vor dem Reichstagsgebäude ist der richtige Platz für die Zeremonie der Einheit.« +++ »Alle Verantwortlichen in den Gemeinden sind daher gefordert, in der Nacht vom 2. auf den 3. Oktober um 24 Uhr die Glocken erklingen zu lassen, zum Dank, zur Freude und zur Hoffnung auf eine gemeinsame, freiheitliche, gerechte und friedliche Zukunft« (Landowsky). +++ Potsdams Oberbürgermeister Horst Gramlich stöhnte. Schon wieder jemand, der ihn nach seiner Meinung zum Wiederaufbau der Garnisonskirche befragt. Kein Wunder, daß die Sorgenfalten von Potsdams Regierenden täglich tiefer werden. Denn die Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel e.V., Iserlohn, hat ihm mit dem Angebot, der Stadt den Wiederaufbau der Potsdamer Garnisonskirche zu schenken, ein politisches und ideologisches Kuckucksei ins Nest gesetzt. ('adn‘) +++ »Rollstuhlverleih auch am Feiertag aller Deutschen: Unser kostenloser Rollstuhlverleih ist täglich rund um die Uhr unter der Telefonnummer 3411797 erreichbar. Wir bitten um einen Hinweis in Ihren Medien und wünsche uns allen zum Feiertag aller Deutschen das Beste.« +++ Die Berliner Aids-Hilfe will in der Vereinigungsnacht unter der Siegessäule Kondome verteilen — unter dem Motto »Ein Hoch auf die Vereinigung«. +++ Das Büro der Ausländerbeauftragten beim Magistrat ist am 2. und 3. Oktober rund um die Uhr besetzt. Telefon (Ost-Berlin): 2142327. +++ Unter den Linden spazierten einst Berühmtheiten wie Goethe, Kleist, Beethoven, Marx, Lenin, Voltaire, Fontane, Tucholsky, Brecht, Chaplin und Gorbatschow. Jetzt endlich kommt Kohl. +++ Am 24. Oktober dröhnte sie zum ersten Mal und versetzte den Turm des Rathauses Schöneberg in Schwingungen: die Freiheitsglocke, die seither, mit einigen Unterbrechungen, jeden Mittag um 12 Uhr zu hören war. Erstmals soll sie nun zwei Minuten vor zwölf und noch dazu mitten in der Nacht erklingen, wobei ihr dumpfes Geläut per Direktübertragung aus großen Lautsprechern zum gleichzeitigen Hissen der »Fahne der Einheit« zu hören sein wird. ('adn‘) +++ »Die Vereinigung der beiden Teile Deutschlands hat auch Auswirkungen auf die Briefmarkenausgaben«, vermeldet das Bundesministerium für Post und Telekommunikation. »Alle bis zum 30.06.1990 herausgegebenen Briefmarken mit dem Aufdruck ‘Deutsche Demokratische Republik‚ sind ab dem 3. Oktober 1990 ungültig.« +++ »Der Durchhaltewillen der Berliner und die Schutzmächte haben dafür gesorgt, daß Berlin frei und demokratisch blieb. Berlin war immer eine Brücke im geteilten Deutschland« (Momper). +++ Auch am Grenzübergang Kirchhainer Damm in Lichtenrade zum Kreis Zossen wird heute »endlich grenzenlos« gefeiert: Die Schüler-Big-Band »Wolkenbruch« und die »Hot Pampers« werden auftreten. +++ Mit Gottesdiensten und Glockengeläut begehen die Berliner Katholiken den Tag der Deutschen Einheit. +++ »Nehmt einander an«, werden der Dresdner evangelisch-lutherische Landesbischof Johannes Hempel und der Vorsitzende der Katholischen Deutschen Bischofskonferenz Bischof Karl Lehmann als Prediger zum Staatsakt der Vereinigung verkünden. +++ »Der Berliner Reichstag schickt sich an, seinen 57 Jahre währenden parlamentarischen Dornröschenschlaf zu beenden. Im Plenarsaal wird am 4. Oktober zum ersten Mal seit 1933, als das Gebäude durch den berühmt- berüchtigten Reichstagsbrand beschädigt wurde, wieder ein deutsches Parlament zusammentreten.« ('adn‘) +++ »Ab 3. Oktober 1990 hängen wir die Buchstaben ‘Wage zu denken‚ über die Straße im Niemandsland des ehemaligen Grenzüberganges Potsdamer Platz. Sie bilden eine Art geistiges Tor für die Bürger, die nun frei zwischen Ost und West pendeln.« Diese Aktion veranstaltet die »PHILOSOPHISCHE PRAXIS« in der Einheitsnacht. +++ Presseinformation des Bezirksamtes Tempelhof: »Die Buche, die Bezirksbürgermeister Siegmund Jaroch und Baustadtrat Wolfgang Krueger aus Anlaß der Wiederherstellung der deutschen Einheit am Mittwoch, dem 3. Oktober 1990, ursprünglich um 11 Uhr pflanzen wollten (siehe Presseinformation Nr.260 vom 26.9.), pflanzen die Tempelhofer Kommunalpolitiker um 11.30 Uhr auf dem Dorfanger Lichtenrade, südlich des Dorfteichs. Später wird dem grünen Hoffnungsträger ein Stein mit Inschrift beigelegt.« Am Agenturenticker: Kordula Doerfler, Ute Scheub, Martina Habersetzer