Sonderlob für Fahrrad-Manufaktur

■ Betrieb auf dem AG-Weser-Gelände platzt aus allen Nähten / 1992 Vergrößerung

Das Rad, mit dem sich Preise gewinnen lassenFoto: Ralf Blechschmidt

Fahrradmarken gibt es inzwischen wie Sand am Meer. Der Markt boomt. Doch die serienmäßigen Zweiräder haben oft Schwachstellen. Mal ist der Rahmen gut, aber der Rest nur gerade befriedigend oder das Rad ist zwar kompfortabel zu bedienen, aber zu reparaturanfällig. Die Bremer Fahrrad-Manufaktur hatte sich bei ihrer Gründung vor drei Jahren das Ziel gesteckt, ein Rad zu bauen, bei dem alle Teile bis hin zur letzten Schraube einen gleich hohen Qualitätslevel erreichen. Dieser Versuch wurde jetzt öffentlich belohnt: der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club (ADFC) hat das Rennrad der Fahrrad- Manufaktur zum „Fahrrad des Jahres 1991“ gekürt. Das 13 Kilo leichte Rad besteche durch „hohe Qualität, saubere Fertigung sowie durch komplette Ausstattung“. Für 1300 Mark bekommt man ein „Rennrad für Normalverbraucher“ mit 14 Gängen, Seitenzugbremsen, extrem stabilen Hohlraumfelgen und einem Crommolybdän-Rahmen.

Die Fahrradmanufaktur gehört dem Verbund selbstverwalteter Fahrradbetriebe (VSF) an, dem bundesweit 76 Fahrradläden angeschlossen sind. Die Bremer Edelradbastler liefern jährlich rund 20.000 Exemplare aus. Obwohl bis zu 50 Angestellte auf dem ehemaligen AG-Weser-Gelände montieren, kann die Nachfrage kaum befriedigt werden. Die Prämierung sieht Jürgen Schnier von der Manufaktur „mit einem lachenden und einem weinenden Auge“: „Natürlich freuen wir uns, daß sich unser Rad gegen eine übermächtige Konkurrenz durchgesetzt hat. Aber es ist schn ein Jammer, daß wir doppelt soviele Räder verkaufen könnten, es aus Kapazitätsgründen aber nicht schaffen.“ Der Betrieb platzt jetzt schon aus allen Nähten. 1991 soll die Produktion wenigstens auf 23 bis 24.000 Räder gesteigert werden. Doch dann geht nichts mehr im jetzigen Gebäude. Deshalb will der Betrieb auch 1992 umziehen, möglichst innerhalb des AG-Weser-Geländes. Doch auch bei erhöhter Produktion soll die „ganzheitlichen Montage“ der Räder erhalten bleiben. Alle Teile werden von einem Monteur zusamengesetzt. „Bandarbeit gibt es bei uns nicht“, erklärt Schnier. Von den ursprünglichen Selbstverwaltungsstrukturen ist man allerdings nach und nach abgerückt. „Das kann man mit fünf Leuten machen, aber nicht mehr mit 50“, meint Schnier. Zukünfspläne der Manufaktur: Fahrräder nicht mehr nur aus gekauften Einzelteilen montieren. asp