Heute über den Golf ... die taz fliegt drüber

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Wer im kommenden Winter eine Pauschalreise in die Sonne plant, könnte sich eigentlich freuen: Die meisten Warmwasserziele stehen nach Angaben des deutschen Reisebüro Verbandes (DRV) billiger im Katalog als vor Jahresfrist. Zu verdanken haben das die bundesdeutschen Touristen zunächst dem niedrigen Dollarkurs sowie dem winterlichen Überangebot an Hotelbetten und Flugsitzen. Doch die Freude an den niederen Katalogpreisen hält nicht an. Nicht berücksichtigt in den neuen Winterkatalogen sind nämlich die Zuschläge, die Flugpauschalreisende aller Wahrscheinlichkeit nach von Mitte Januar 1991 an zu bezahlen haben. Sofern die nach Ausbruch der Golfkrise stark gestiegenen Kerosinpreise bis dahin bleiben, werden die Charterfluggesellschaften je nach Zielort bis zu 85 Mark mehr verlangen. Der Vorteil der Preissenkungen wäre dann nur noch ein scheinbarer.

Nicht nur die Kersoinpreise werden von der Golfkrise in Mitleidenschaft gezogen, sondern auch touristische Regionen wie Ägypten, Zypern, die Türkei und Israel. Nichts genaues weiß man nicht. Der DRV gibt bislang keine negativen Empfehlungen für die unmittelbar von dem Golfkonflikt betroffenen Länder. Eine entsprechende Meldung des Heute Journal wurde dementiert. Da es keine negative Empfehlung der Bundesregierung gibt, ist die Stornierung schon gebuchter Reisen in diese Region auch nicht kostenlos. Dennoch scheinen sich die Reiseströme — wenn auch schwer meßbar — umzuorientieren. Der Tourismus ist ein sehr empfindsamer Seismograph für Konflikte. „Die Kanaren sind ausgebucht, an Ägypten und die Türkei traut sich keiner so richtig heran“, so ein Reiseveranstalter. Und ein anderer Berliner Reiseveranstalter will es noch genauer wissen: „In Westdeutschland gibt es haufenweise Stornierungen für diese Länder, in Berlin weniger.“ Seit Öffnung der Mauer, so seine Erklärung, seien die Berliner eben einiges gewöhnt. Im Brennpunkt der Geschichte eben — das tut gut. ed