Pariser und Brüsseler Truppen in Ruanda

■ Soldaten sollen Evakuierung der Franzosen absichern

Kigali (adn/taz) — Eine französische Fallschirmjägerkompanie und rund 600 belgische Soldaten sind inzwischen auf Anforderung der Regierung in Kigali, der Haupstadt Ruandas, eingetroffen. Sie sollen die im Land lebenden 700 Franzosen und 1.600 Belgier schützen. Ein Eingreifen in die Kämpfe zwischen Regierungstruppen und Rebellen ist nach offiziellen Angaben aus Paris und Brüssel nicht vorgesehen. Frankreich will demnach nur seine in Ruanda lebenden Staatsbürger evakuieren. Auch die Bundesrepublik bereitet nach Angaben des Außenministeriums die Evakuierung der rund 400 im Lande lebenden Deutschen vor.

In Kigali war es in der Nacht zum Freitag erstmals zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Rebellen und Regierungstruppen gekommen. Aus diplomatischen Kreisen verlautete, an mehreren Stellen des Stadtzentrums seien Kämpfe ausgebrochen. Auch in der Umgebung des Flugplatzes habe es heftige Schußwechsel gegeben. In den Morgenstunden sei jedoch wieder Ruhe eingekehrt.

Am Tage zuvor hatte das Verteidigungsministerium noch erklärt, Regierungstruppen hätten in schweren Kämpfen im Nordosten des Landes mehr als 200 der aus Uganda nach Ruanda eingedrungenen Tutsi-Rebellen getötet und mindestens 30 Fahrzeuge zerstört. Der Regierung sei es gelungen, die Oberhand über die Rebellen zu gewinnen, die sich an die ugandische Grenze zurückzögen. Die Regierung verhängte eine nächtliche Ausgangssperre, außerdem ein Versammlungsverbot.

Ruanda, ehedem Teil Deutsch- Ostafrikas und anschließend unter belgischer Hoheit, ist seit 1962 unabhängig. Nach der Aufnahme diplomatischer Beziehungen 1963 begann eine intensive deutsch-ruandische Zusammenarbeit. Auch eine Bundeswehr-Beratergruppe wurde ins Land verlegt. 1982 schloß das Bundesland Rheinland-Pfalz eine eigene Partnerschaft mit Ruanda. Wiederholt war es deshalb zu Protesten gekommen. Denn um die Menschenrechte ist es in Ruanda schlecht bestellt. Jegliche Kritik an der Regierungspolitik von Präsident Habyarimana, der seit dem Putsch von 1973 regiert, wird mit drakonischen Haftstrafen geahndet. Der Mainzer Innenminister Geil (CDU), dem die Ruanda-Hilfe obliegt, meinte zur Menschenrechtssituation in seltsamer Bescheidenheit: „Wir mischen uns nicht in neokolonialistischer Manier in die inneren Verhältnisse unserer Partner ein.“

Ruandas größtes Problem ist die Übervölkerung. Mehr als sieben Millionen Einwohner leben in dem Kleinstaat. Auch ethnische Konflikte zwischen der Bevölkerungsmehrheit der Hutus (90 Prozent) und der Minderheit der Tutsis, die Binnenlage und die einseitige Abhängigkeit vom Kaffeepreis machen Ruanda schwer zu schaffen.