Kultura femina

■ Matinée „Frauenkultur“ in der Diskussions-Reihe „Lebendige Stadt“

Eine freundliche Debatte zur Sonntags-Mittagszeit, die sich um die Stichworte „Lust“ — „Räume“ — „ABM“ rankte: Die Matinee zur „Frauenkultur“ gestern in den Räumen der Shakespeare-Company. Nummer elf in der kulturpolitischen Reihe „Lebendige Stadt“, in der es bisher um so „Geschlechtsneutrales“ wie Kulturzentren, Musik oder Theater gegangen ist.

Im Publikum rund achtzig Frauen und sechs Männer, von kulturinteressiert bis kulturschaffend. Auf dem Podium einvernehmlich nebeneinander sieben Vertreterinnen von (Frauen-)Kultur-Projekten. Angefangen bei der klassischen autonomen Projektszene: „Frauenwoche“, „Frauenkulturhaus“ nebst Filiale, „Belladonna“ und dem Projekt „Weiterbildung für Frauen“. Dann ging das Wort an die Organisation professioneller Künstlerinnen, „Gedok“, in der auch Männer als Kunstförderer zugelassen sind, bis hin zum 50:50-weiblich-männlich-quotierten „Atelierhof“ in der Alexanderstraße mit seiner frauenbewegten Galeristin Ilka Deutesfeld, die sich daselbst als „Satellit“ charakterisierte.

Als letzte kam an die Reihe die Mitarbeiterin des Kommunalkinos, Christine Ruffert, die erklärte, sie könne sich noch nicht einmal als „Satellit“ vorstellen, mangels ausreichend frauenbezogener Aktivitäten des Kommunalkinos.

Das erste der drei Stichworte, das gestern mittag fiel und die Debatte prägen sollte, hieß „Lust“. Manuela Dana Grund („Projekt Weiterbildung für Frauen“) führte es ein: „Frauenkultur hat etwas mit der Lust zu tun, sich auf Frauen zu beziehen.“ Selbst wenn das Patriarchat einmal überwunden sei, gebe es dank dieser Lust noch Frauenkultur. Susanne Schossig („Gedok“) betonte die weibliche „Lust“ am Experimentieren, an der Veränderung und kritisierte die „Du mußt“-Richtlinien der verhärteten Frauenbewegung. Sätze, wie „Du mußt eine Frau lieben“, seien tödlich.

Von der sich regenden „Lust“ an Frauenkultur war es dann nicht mehr weit zum Klagelied über die wenig lustvollen Realitäten, unter denen Frauenkultur derzeit stattfindet: ABM-Stellen, die keine kontinuierliche Arbeit zulassen, Mini-Fördersummen, von Susanne Schossig humorvoll als „aufmunternder Beitrag durch den Bremer Senat“ umschrieben, geringe Anerkennung in den Medien, zermürbende Abwehrkämpfe um das wenige Geld. Eine Mitarbeiterin aus dem Lagerhaus Schildstraße: „Irgendwann werde ich genauso wie meine Mutter, genervt und gestreßt.“ Drittes Stichwort: „Räume“. Genauso wie eine „Sockelfinanzierung“ wurden „Freiräume“, „Frauenräume“ eingeklagt. Eine experimentelle Tänzerin: „Meine Utopie wäre ein großes Haus mit vielen Räumen, wo verschiedene Arten von Frauenkultur Platz haben.“ Susanne Schossig („Gedok“) warnte ihre Mit-Frauen davor, immer nur „äußere Räume“ zu fordern und ihre „inneren Räume“ zu vergessen: „Kunst wird heute oft verstanden als etwas, was zur Bettdecke und zum Vorhang paßt. Und nicht als Experiment für das eigene Leben.“

Insgesamt ein Sonntagmittag zum Sich-Etwas-Weiter-Vernetzen, an dem alle TeilnehmerInnen eines vermieden: Eine Grundsatzdiskussion darüber, was „Frauenkultur“, was „feministische Kultur“ eigentlich ist. B.D.