Ärger um Finanzen bei den bayerischen Grünen

München (taz) — Wenige Tage vor der bayerischen Landtagswahl herrscht bei den Grünen helle Aufregung. Grund: Ihr neuer ehrenamtlicher Rechnungsprüfer behauptet, daß Millionen in der Kasse fehlen. Der Starnberger Revisor Bernhard Schneidt fand in den Bilanzen von 1989 den Posten „Sondervermögen“ nicht, der seiner Meinung nach rund 2,5 Millionen Mark betragen muß.

Auf einem Extrablatt waren unter dem parteiinternen Sammelbegriff „Sondervermögen“ Gelder aufgelistet, die bereits verplant waren, jedoch noch nicht real ausgegeben sind. Damit wollten die Grünen verhindern, daß die Begehrlichkeiten der Kreisverbände zu groß würden, und sich selbst zur Sparsamkeit erziehen. In der Bilanz tauchte zwar der Posten auf, nicht aber unter diesem Begriff. Dieses „Sondervermögen“ setzt sich hauptsächlich aus Beträgen der Wahlkampfkostenpauschale zusammen. Um sich gegenüber dem Staat bei Stimmeinbrüchen nicht zu verschulden, wurden diese Gelder zunächst als Rücklage betrachtet.

„Vom vereidigten Bonner Wirtschaftsprüfer, der die gesamte Buchführung der Grünen Partei überprüft, haben wir wie jedes Jahr das uneingeschränkte Testat bekommen, daß die Bilanzen in Ordnung sind“, wehrt sich der ehemalige grüne Schatzmeister, Achim Mletzko, gegen die Vorwürfe. Der 33jährige verwaltete bis Ende vergangenen Jahres die Finanzen und war für die umstrittene Bilanz zuständig. Mletzko vermutet ein innerparteiliches Komplott, weil der Rechenschaftsbericht von Schneidt zwar schon Mitte Juni verfasst wurde, jedoch erst Anfang Oktober beim zuständigen Schatzmeister eintrudelte.

Auch Vorstandssprecher Michael Pfeffer glaubt an eine Intrige, um damit den Realovorstand zu kippen. Besonders hart trifft es die Grünen, daß ihr Mitglied mit seinem Bericht dafür gesorgt hat, daß der angebliche Finanzskandal im 'Spiegel‘ Furore macht. Damit will der 'Spiegel‘ den Grünen im Landtagswahlkampf schaden, glaubt Pressesprecher Hanns-Dieter Reichhelm. lui