Der Maler von Bhaktapur

■ Madhu Chitrakar, ein Maler aus Nepal, im Atelierhof Alexanderstraße

Madhu Chitrakar stellt aus, im Atelierhof Alexanderstraße: Mandalas, Yantras, Thangkas und Chakrenbilder, Klangschalen und Zimbeln. Madhu Chitrakar stammt aus Nepal.

Er ist einer von rund 600.000 Newari und einer von nur noch etwa zehn newarischen Malern. In Bhaktapur, wo er lebt, ist sein Malen verschiedenen Ritualen unterworfen. Baidya, Ärzte, beauftragen ihn, kranke Körper „therapeutisch“ zu bemalen — mit Löwen, die den Kranken schützen sollen.

Er verziert in seiner Stadt Bhaktapur auch Tempeltüren, erneuert Wandbilder und Statuen. Im allgemeinen versteht er, sagt er, seine Tätigkeit als zentraler Akt der Erneuerung des Kosmos: die nahe Zukunft werde bewahrt vor einem drohenden Chaos.

Da ist „Lokeswora“ — in der Mitte befindet sich der Gott des Mitgefühls zusammen mit Ametabha, der die Weisheit der Vision verkörpert; links und rechts davon sieht man die siebenäugige Tara, die Göttin des Friedens. Darunter Manjashree, Gott der Bildung und des Beschützens.

Oder Amogha Pasa Lokeswora: Sie, die Göttin des Mitgefühls, ist eine Art Schutzgöttin — bezeichnenderweise sind ihre Arme überall. Oder „Lokeswora Mandala“. Hier öffnen sich dem Betrachter Kreise (= Mandala) aus Flammen, Kontinenten, Göttern und Lotosblüten, korrespondierend mit Lebensabschnitten des Buddha.

Und über all dem ruht Ganesh, der Gott des Erfolgs, in erhabener Pose, vierarmig und mit berüsseltem Kopf.

In Madhu Chitrakars religiösen Bildern dominieren die Farben rot, weiß und schwarz. Nicht ohne Grund. Diese Farben, erklärt mir Madhu, versinnbildlichten die Lebensenergie eines Menschen: „Am Auge erkennst du ihn. Weiß ist das Auge, durchzogen von roten Äderchen, schwarz die Pupille.“

Madhu Chitrakar ist 35 Jahre alt. Zusammen mit seiner Familie — er ist der Clan-Älteste — bewohnt er den Hof des Bhairava- Tempels in Bhaktapur.

Solange die Ausstellung dauert, also bis zum 28.10., wird er im Atelierhof zu Gast und ansprechbar sein. Marcus Völkel