“Kinder haben keine Knautschzone“

■ ADFC, GUVV und Verkehrswacht fordern mehr Verkehrssicherheit

Durchschnittlich mindestens einmal pro Tag nahm die Bremer Polizei 1989 einen Verkehrsunfall mit Kindern auf. Besonders gefährdet ist die Gruppe der sechs- bis 14jährigen. Laut Polizeibericht verunglückten in dieser Altersgruppe 1989 140 Kinder als Fußgänger und 220 mit dem Rad. „Es reicht nicht, Transparente –Achtet auf Kinder' über die Straße zu hängen“, erklärte gestern Artur Lau, Vorstandsvorsitzender des Gemeindeunfall-versicherungsverbandes Bremen (GUVV) gegenüber der Presse.

Der GUVV, der bei Unfällen von SchülerInnen nicht nur im Sportunterricht und auf dem Schulhof, sondern auch auf dem Schulweg zur Kasse gebeten wird, hat gemeinsam mit dem ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club) und der Verkehrswacht Bremen eine Erklärung zur Verkehrssicherheit verfaßt. Als wesentliche Ursache für die ständig steigende Zahl von Verkehsunfällen wird in der Erklärung die zu hohe Geschwindigkeit von Autos benannt. Da Appelle an die motorisierten Verkehrsteilnehmer in der Vergangenheit nichts bewirkt hätten, müsse man zu rigideren Maßnahmen greifen, forderte Werner Hüller vom ADFC im Namen der drei Verbände. Wichtigste, und vermutlich umstrittendste Forderung: der verbindliche Einbau eines Unfallschreibers für alle Kraftfahrzeuge. Das diene der Aufklärung von Unfallursachen, sei darüber hinaus aber auch eine psychologische Bremse.

Weitere Forderungen der neuen Verkehrssicherheitsallianz: das vom Senat beschlossene Konzept zur Stärkung des ÖPNV und des Fahrradverkehrs soll durchgesetzt werden. Allerdings dürften zusätzliche Busspuren nicht zur Verkleinerung von Fuß- oder Radwegen führen. Stärker geahndet werden soll künftig das Falschparken. Wer auf Fuß-oder Radwegen parke und dadurch Fußgänger und Radfahrer auf die Fahrbahn zwinge, müsse empfindlich bestraft werden.

Artur Lau vom GUVV und zugleich stellvertretender Vorsitzender der Bremer Verkehrswacht forderte Tempo 30 auf allen Stadtstraßen mit Fußgänger- und Radverkehr und eine bessere Sicherung der ÖPNV-Haltestellen. Den AutofahrerInnen gab er zu bedenken: „Kinder haben keine Knautschzone.“

Gedanken gemacht haben sich die drei Verbände auch über die Verkehrserziehung an den Schulen. Hier konstatierte Hüller „ein erfreuliches Umdenken bei der Verkehrswacht.“ Bislang sei vor allem versucht worden, das Kind an den Verkehr anzupassen, so die Kritik des ADFC an der herkömmlichen Verkehrserziehung. Kinder hätten nicht nur lernen müssen, bei Rot an der Ampel zu warten, sondern auch, bei Grün damit zu rechnen, daß trotzdem Autos fahren. Sie seien auch bei Einhaltung der Verkehrsregeln ständig gefährdet, durch AutofahrerInnen, die diese übertreten. Inzwischen sei auch die Verkehrswacht bereit, bei den Autofahrern anzusetzen und neben Aufklärungsaktionen härtere Maßnahmen gegen VerkehrssünderInnen zu fordern. asp