: Der echte und der falsche Rembrandt in Berlin
■ 1991 wird Berlin die erste Station der weltweit größten Rembrandt-Ausstellung/ Im Alten Museum statt im Martin-Gropius-Bau
Mitte. Je größer die Ereignisse, desto länger ihre Schatten. Als »kunsthistorisches Jahrhundertereignis« wurde gestern die für den Herbst 1991 geplante Rembrandt- Ausstellung angekündigt. Rund 50 Gemälde, 40 Zeichnungen und Radierungen des 1606 geborenen Holländers werden nacheinander in Berlin, Amsterdam und London gezeigt. Die bislang größte Rembrandt-Präsentation wird unter Federführung der Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz mit dem Rijksmuseum in Amsterdam und der National Gallery in London organisiert. Sie steht unter der Schirmherrschaft der Königinnen Elizabeth II. von Großbritannien und Beatrix der Niederlande sowie des Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker.
Beteiligt sind über 60 öffentliche und private Leihgeber aus aller Welt mit Werken, die seit Jahren nicht mehr zu sehen waren. Finanziert wird das kostspielige Mammutprojekt in den vier europäischen Kunstmuseen aus öffentlichen Mitteln der jeweiligen Regierungen und von dem Kreditkartenunternehmen American Express, das bereits 1989 die große Andy-Warhol-Retrospektive in Köln sponserte. In Berlin werden Rembrandts Werke nicht, wie ursprünglich geplant, im Martin- Gropius-Bau, sondern im Alten Museum auf der Museumsinsel im Ostteil der Stadt gezeigt, das nach der deutschen Vereinigung zur Stiftung Preußischer Kulturbesitz gehört.
Für die Umbauarbeiten in dem zur Zeit mit DDR- und ausgewählter Westkunst belegten Museum sind erhebliche Aufwendungen nötig, die jedoch das Millionenbudget des Unternehmens nach Angaben seiner Organisatoren nicht sprengen. Der 1830 fertiggestellte Schinkel-Bau im Lustgarten beherbergte bereits im Einweihungsjahr elf Gemälde des Meisters, die vor allem aus der Sammlung Friedrichs II. stammten. Doch von den einstmals weltweit über 700 registrierten Rembrandt- Gemälden sind nach jüngsten Untersuchungen nur noch 260 dem Meister selbst zuzuschreiben. Von den 28 Werken im Besitz der Berliner Gemäldegalerie werden inzwischen nur noch 15 als »echte Rembrandts« anerkannt. Doch auch den »ehemaligen« Rembrandts soll die Ausstellung gewidmet sein. Etwa 40 Arbeiten von Zeitgenossen und Schülern werden zusammen mit »echten« gezeigt. In einer Sonderabteilung soll am Beispiel des nicht aus Rembrandts Hand stammenden Mann mit Goldhelm über kunstwissenschaftliche und technische Methoden der Forschung informiert werden. a.m.
In Berlin wird die Ausstellung vom 12. September bis zum 10. November 1991 zu sehen sein.
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