Brrr — 10.000 Mieter müssen frieren

■ Hauptrohr des Neuköllner Fernheizwerks gebrochen/ Wohngebiet an der Sonnenallee ohne Heizung

Neukölln. Durch den Ausfall eines Hauptrohres sind rund 10.000 Neuköllner Wohnungen, die an das Fernheizwerk angeschlossen sind, aller Voraussicht nach eine Woche ohne Wärme und Warmwasser. Solange wird die Behebung des Schadens dauern, teilte das Fernheizwerk mit. Bibbern müssen die Mieter in dem Wohngebiet Thiemannstraße längs der Sonnenalle bis zum ehemaligen Grenzkontrollpunkt.

Die Schadensstelle befindet sich mitten auf der Kreuzung Sonnenalle/ Braunschweiger Straße. Schon in der vergangenen Woche hatte man festgestellt, daß zwei Rohrleitungsschächte an dieser Kreuzung voll Wasser gelaufen waren. Anhand von Leitungsskizzen wurde klar, daß das 40 Zentimeter starke Hauptrohr unter der Kreuzung undicht war. Offenbar entwich aus dem Rohr Wasserdampf. So begannen gestern mittag Bagger, die Fahrbahndecke aufzureißen. Der für die Fernwärmeversorgung zuständige Ingenieur Horst Krüger: »Donnerstag können wir das neue Rohr einsetzen. Das alte verlief in einem Betonmantel ziemlich dicht unter der Fahrbahndecke. Wir vermuten sehr stark, daß dieser Beton aufgrund der Verkehrsbelastung irgendwann brüchig geworden ist.«

Krüger zufolge ist von seiten des Fernheizwerks nicht vorgesehen, den betroffenen Mietern für die Zeit der Bauarbeiten andere Heizmöglichkeiten zur Verfügung zu stellen. Daß beispielsweise unbürokratisch Elektroradiatoren organisiert werden könnten, schloß er aus. Glaubt man den Wetterfröschen, müssen die Knall auf Fall ihrer Fernheizung beraubten NeuköllnerInnen aber nicht allzusehr frösteln. Zwar sank in der Nacht zum Montag die Temperatur in Dahlem auf schlappe 6,5 Grad. Doch »es wird milder«, versprach gestern Dahlems Wetterfrosch Dieter Niketa. Seine Prognose: »Nur die Nacht zum Dienstag ist es noch unangenehm. Da bekommen wir nur noch 8 bis 6 Grad.«

Überrascht von der Panne gab sich gestern am frühen Nachmittag der Leiter des Neuköllner Hochbauamtes, Peter Lüttmann, der mit seinen MitarbeiterInnen in einem Bau an der Thiemannstraße vis-à-vis des Heizkraftwerkes residiert. Lüttmann: »Wir hängen wahrscheinlich auch am Fernheizwerk. Aber meine Heizung ist noch heiß. Außerdem machen wir uns durch Arbeit warm.«

Bei dem Neuköllner Fernheizwerk sprach man zerknirscht von dem größten Rohrbruch seit mindestens sieben Jahren. Zuletzt war die Bewag von einem vergleichbaren Schadensereignis 1988 heimgesucht worden. Im Oktober mußte die Bewag ihr Fernheiznetz in den Stadtgebieten südlich des Heizkraftwerks Wilmersdorf stillegen, nachdem durch einen Rohrplatzer unter einer Grünanlage zwischen Teltowkanal und Ostpreußendamm Hunderte Kubikmeter Wasser ausgeflossen waren. thok