Mandelas Skepsis über de Klerk wächst

Johannesburg (taz) — Hochrangige Delegationen der Regierung de Klerk und des ANC haben sich nach dreistündigen Krisengesprächen am Montag in Kapstadt geeinigt, ihr Äußerstes zu tun, um politische Gewaltausbrüche in Südafrika zu beenden. Das Treffen war auf Wunsch des ANC zustande gekommen, nachdem die Regierung Mitte September mit Sicherheitsmaßnahmen namens „Eiserne Faust“ auf blutige Kämpfe in schwarzen Wohngebieten reagiert hatte. Der ANC hatte diese Maßnahmen scharf kritisiert und Teilen des Sicherheitsapparates vorgeworfen, die Kämpfe angeheizt zu haben.

Eine von ANC-Vizepräsident Nelson Mandela nach dem Treffen vor der Presse verlesene gemeinsame Erklärung sprach von „unterschiedlichen Auffassungen über Ursachen und Handhabung der Gewalt“. Beide Seiten bekannten sich allerdings zur Fortsetzung des politischen Verhandlungsprozesses und zum Aufbau gegenseitigen Vertrauens. Mandela hatte am Wochenende behauptet, Südafrikas Geheimdienst (NIS) und geheime Einheiten des militärischen Nachrichtendienstes zusammen mit Sondereinheiten der Polizei stünden „hinter dem Blutvergießen“, bei dem in nur zwei Monaten über 800 Menschen umkamen. „Es gibt Augenblicke, in denen ich ernsthaft daran zweifle, ob ich die Gespräche mit de Klerk weiterführen soll.“

De Klerk kündigte nach den Gesprächen am Montag zudem an, er wolle Tausenden von ApartheidgegnerInnen nun die Rückkehr aus dem Exil erleichtern. Er betonte jedoch, Straffreiheit würde nicht automatisch erteilt, jede/r müsse einen Antrag stellen. Schon im Mai hatten die Regierung dem ANC zugesagt, die Rückkehr exilierter SüdafrikanerInnen bald zu beginnen. Hans Brandt

Siehe auch Hintergrundseite 13 der Mittwochsausgabe