Ist Gesundheit mach(t)bar?

■ Bremer Gesundheitsladen feiert 10jähriges Bestehen Gesunde Geburtstagskinder

“Angefangen hat alles 1980 mit einer Zeitungsanzeige“, erinnert sich Werner Kaiser, einer der von Anfang an dabei war. Aktive Bürger wurden damals aufgerufen, sich an einem alternativen Gesundheitskonzept zu beteiligen.

Die Zeit schien günstig: Viele Mediziner, die nach ihrer Ausbildung mit dem normalen Klinikalltag konfrontiert wurden, verspürten wachsendes Unbehagen. Auf dem ersten alternativen „Gesundheitstag“ in Berlin waren einige 1000 bewegte Menschen aus dem Gesundheitsbereich erschienen. Sozialarbeiter, Ärzte und Ökologen suchten nach neuen Wegen. Besonders die Ärzte wollten anstelle der hierachischen Ständeorganisation „neue berufliche Zusammenhänge“ schaffen.

Ein ehemaliger Imbiss in der Braunschweigerstraße 53 wurde gemietet, ausgebaut und der „Bremer Gesundheitsladen“ gegründet. Dann begann die Zeit der „inneren Diskussion“. Die selbstorganisierte Gruppe setzte sich mit neuen Therapieansätzen, alternativer Medizin, gesunder Ernährung auseinander. Später folgte Anti-Kriegs- und AKW-Arbeit, die Aktion „Bremen ist krank“ und Veranstaltungen gegen die offizielle Gesundheitspolitik. „Wir haben uns eigentlich immer als eine Art Forum verstanden, das gesundheitspolitische Themen aufgreift und sich einmischt in politische Prozesse“, betont Clemens Müller. Das sei auch heute noch so, auch wenn man sich keine Illusionen mehr mache.

Inzwischen ist der Kreis der Aktiven kleiner geworden. „Besonders das Engagement unserer kritischen Ärzte hat nachgelassen“, muß Werner Kaiser selbstkritisch sagen. Früher sei es um die Abschaffung der Ärztekammer gegangen, heute streite man sich um die Macht in ihr. Hier habe der Lockruf des Geldes offensichtlich seine Wirkung getan.

Dennoch blickt der „Bremer Gesundheitsladen“ nicht pessimistisch in die Zukunft. „Auch heute noch gibt es viele PatientInnen, die mit der traditionellen Medizin unzufrieden sind, und die wollen wir mit verschiedenen Aktionen aufwiegeln“, meint Clemens Müller. Ein Beitrag dazu soll die zweite Tagung der Gesundheitsakademie unter dem Motto: „Ist Gesundheit mach(t)bar?“ sein. bz