Verhaftungen wegen Popielusko-Mordes?

Warchau (taz) — Zwei hohe Generäle, die in den letzten Jahren im Innenministerium gearbeitet haben, sind am Samstag und Montag verhaftet worden. General Wladyslaw Ciaston und General Zenon Platek werden Beteiligung an der Ermordung des oppositionellen Priesters Jerzy Popieluszko 1984 vorgeworfen. Popieluszko war damals von vier Geheimpolizisten entführt und ermordet worden.

Die Regierung hatte stets behauptet, die zu langjährigen Gefängnisstrafen verurteilten Geheimpolizisten seien die einzigen mit dem Mord belasteten Personen im Innenministerium. Als Hintermänner des Mordes waren aber in der Öffentlichkeit die unmittelbaren Vorgesetzten des höchstrangigen Verurteilten, Adam Pietruszka, der Abteilungsleiter im Innenministerium, General Platek und der stellvertretende Innenminister mit Zuständigkeit für den Geheimdienst, General Ciaston, gehandelt worden. Dieser Verdacht ging vor allem auf die Behauptung des damaligen Innenministers Czeslaw Kiszczak zurück, die Ermordung des Priesters sei als eine Intrige gegen ihn selbst zu interpretieren.

Damals verlor auch, scheinbar ohne Zusammenhang mit dem Mord, Kiszczaks Stellvertreter und Mitglied der Betonfraktion, Miroslaw Milewski, seinen Posten im Politbüro der PVAP. Milewski wird von der Staatsanwaltschaft jetzt „nur“ Korruption aus der Zeit um 1971 vorgeworfen. Ähnliche Vorwürfe werden auch gegen sechs weitere Mitarbeiter der Geheimpolizei, darunter zwei Generäle, erhoben. Ins Rollen gekommen war die erneute Diskussion um den Mord, nachdem einer Angeklagten, Grzegorz Piotrowski, vor wenigen Wochen einen Brief an Innenminister Kiszczak veröffentlicht hatte, indem er er sich um die mangelende Fürsorge des Ministeriums beschwerte und den Eindruck erweckte, er habe Gegenleistungen wegen seines Stillhaltens gegenüber Hintermännern zu erwarten. Bei einem Journalisten, der mit Piotrowski im Gefängnis sprach, wurde eine Haussuchung durchgeführt und Material beschlagnahmt. Klaus Bachmann