■ RADIODAYS
: DONNERSTAG

Heute abend sendet der BR2 eine Kostprobe der immer beliebter werdenden literarischen Genres Science- Fiction-Krimi. Dabei weist auch das ab 20.05 Uhr laufende Exemplar Der letzte Detektiv das qualifizierende Merkmal dieser Gattung auf, nämlich die schillernde Mischung aus zukünftigem Setting und futuristischer Ausstattung mit altbekannten Namen und Themen. Unsere Helden Sam und Jonas sitzen gestrandet und mittellos im Nordosten Afrikas. Man zählt das Jahr 2012. Sie leiden unter dem Gestank von Kamelmist und das Heimweh nach Babylon, einer großen Stadt mitten im vereinigten Europa, wird immer unerträglicher. ...

Für alle Insassen des Boots, das seit dem 3. dieses Monats unter einer gemeinsamen Flagge segelt, hat der WDR3 um 20.15 Uhr eine „fragmentarische Welterkundung“ auf den Spielplan gesetzt. Der Titel der Sendung Was ist das für ein Volk kommt den allerorts zu beobachtenden Identifikationsschwierigkeiten der „neuen Deutschen“ entgegen. Ulrich Gembardts politische Erinnerungen reichen bis in die letzten Jahre der Weimarer Republik zurück, in denen der junge Mann eindeutig seine Entscheidung gegen den revanchistischen Kampfruf der Rechten und Ultrarechten von der „Schmach von Versailles“ für den SPD-Slogan: „Wer Hitler wählt, der wählt den Krieg“ fällte. In der gesamten folgenden Zeit gehörte Gembardt zur politischen Minderheit und beobachtete so als gefährdeter Bürger die Meinungsveränderungen seiner Mitbürger. Aus seinen Feststellungen entwickelte sich eine konsequente politische Psychologie. Und weil sich an der Brisanz dieses Themas bis heute nicht viel geändert hat, lohnt sich ein kurzer Einblick in Gembardts Erfahrungen mit den Deutschen bestimmt.

Um 20.30 Uhr geht beim SWF2 für die FreundInnen des zeitgenössischen Theaters die Radiofassung des letzten Stücks des 1989 verstorbenen Schriftstellers Bernard-Marie Koltès über den Äther. Roberto Zucco ergründet das Verhalten eines „wirklichen“ Mörders, über den Koltès einmal sagte: „Ich wußte nichts von diesem Mann, ich hatte vier Zeitungsartikel...Für mich ist er ein Modell für alle Mörder, die ohne Grund töten.“