Schildbürgerstreich in Lüneburg

Lüneburg (dpa) — In Lüneburg gehen Geschäftsleute auf die Barrikaden, weil sie für den Luftraum zwischen den Markisen vor ihren Fenstern und der Straße Gebühren zahlen sollen. „Das ist ja wie in Schilda“, empört sich Buchhändler Klaus Neubauer. „Ich würde die Sache ja als heitere Posse betrachten, wenn ich nicht für ein und dieselbe Genehmigung doppelt zur Kasse gebeten würde.“ Neubauer bezahlt nämlich seit Jahren 600 DM Sondernutzungsgebühren dafür, daß er Bücher auf Tischen unter den Markisen auslegt. Daß die Stadt ihr Säckel jetzt mit Gebühren für 2m Luft auffüllen möchte, hält Neubauer für eine „reine Geldbeschaffungsmaßnahme“. Auch der Schuhhändler Ulrich Westphal in seiner Nachbarschaft in der Schröderstraße soll 240 DM jährlich für die Nutzung des „Luftraums über dem Straßenkörper“ bezahlen. Westphal ist vor das Verwaltungsgericht gezogen: „Demnächst muß man noch für's Atmen bezahlen.“ Staunend mußte er überdies feststellen, daß längst nicht alle Geschäftsleute für den leeren Luftraum blechen müssen: „Eine Ungleichbehandlung.“ Die Stadt schickte daraufhin ihre Fahnder auf Markisenjagd — Gerechtigkeit soll sein, hieß es aus dem Rathaus. Und die Beamten verteidigen ihr Ansinnen mit der Begründung: „Die Nutzung von Straßen für das Aufstellen von Warentischen und die Nutzung des Luftraums sind zwei völlig verschiedene Gebührenobjekte.“