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: Van Gogh, zwölf Versionen aus DDR- und BRD-Sicht

■ Thema "van Gogh" bei Steinbrecher / SandArt von Labonte bei Veltzke / Dorothee Wagner bei Lysistrata

Zu einer „thematischen Auseinandersetzung mit dem Werk oder der Person van Goghs“ anläßlich des 100. Todestages hat Galerist Chris Steinbrecher 15 namhafte DDR/BRD-KünstlerInnen eingeladen, und zwölfe reagierten positiv und schickten überwiegend eigens zu diesem Anlaß erstellte Arbeiten. Zustandegekommen ist eine sehr bunte, teils schrille und hochinteressante Ausstellung zu van Gogh. Wolfgang Schmitz, Kunstprofessor an der HfK, ist mit Zeichnungen nach einem van Gogh- Motiv vertreten; der Punkmaler und Exfilosof Gregory Bretschneider aus Bonn strapaziert den Begriff „Mischtechnik“ in einer bizarren Collage von Perlenkette, Sonnenblumenköpfen und Original- Haupthaar: ein schockfarbenes Art-Brut-Männchen. Der Begründer der abstrakten Malerei in der DDR, Gil Schlesinger, seit '80 Münchener, knebelt die beim Thema van Gogh leicht hochkochenden Sentiments in gemalten Grundrissen des Irrenhaus-Dorfs S.Remy, und gleich zweimal geht es um das berühmte Kornfeld: Sabine Weber aus Bremen/New York malt eine düstere Vision hochgestreckter Hände statt Ähren, und Lutz Friedel, Heisig-Meisterschüler und seit '84 Westberliner, zerlegt das Thema in eine finstere und eine tiefemotionale Komponente. 32 Ohren: eine Tempera-Serie des DDR- Stars Walter Libuda, als Altarbilder gehängt. Neben der ersten „feministischen Malerin“ der DDR, Christine Schlegel, zitiert auch Hans Hendrik Grimmling das unglaubliche van Gogh-Gelb, letzterer in einem großen Triptychon mit Sonnenblumen, Riesen(flügel? )rad und Chromgelb-Schwarz. „... hingerissen von dem was ich sehe“ nennt sich die Ausstellung nach einem Zitat des Geehrten, und das gilt ehrlichgesagt auch für eine ganze Reihe Bilder in der Ausstellung. (Am Dobben 44, Eröffnung heute, 20 Uhr, mit einer Rede von H.-W. Nutbohm; bis 10.11.)

„Sand-Arbeit“ betreibt Berufszwilling Hans Peter Labonte, dessen Bilder ab Sonntag in der Galerie Veltzke vorgestellt werden. Der Eigentlich-Journalist und Imgrunde-Künstler ist in Bremen zum Beispiel mit der „Straßenbahngalerie“ bekannt geworden (1985) und nennt seine Kunst „Bremer fantastischer Realismus“: Aus Sand und Farbe entstehen suggestive Bilder mit Titeln wie „Der Himmel ist besoffen und die Erde, die läuft aus“. Als Vorbild nennt der Autodidakt den italienischen Popkünstler Giuliano Ghelli. Seine Kunst, sagt Labonte, soll Spaß machen und nachdenklich. (Moltke-Straße 37, Eröffnung am Sonntag, 11 Uhr, mit einer Einführung von Ex-Senator Thomas Franke; bis 3.11.)

Lysistrata eröffnet heute eine Ausstellung von „Malerei auf Karton“ des Gründungsmitglieds des „Atelierhofs“, Dorothee Wagner. 1943 in Königsberg geboren, studierte sie Lehramt in Oldenburg, lernte an der Kunstakademie Salzburg und ist seit 1985 freischaffende Künstlerin in Bremen. Mehrfach war sie im Frauenmuseum Bonn vertreten. (Contrascarpe 8, Eröffnung heute, 20.30 Uhr; bis 12.11.) Bus