„Gewaltexzeß“ im Knast Amberg

Nürnberg (taz) — 64 Gefangene der Justizvollzugsanstalt Amberg protestieren in einem offenen Brief an Bayerns Ministerpräsidenten Streibl gegen einen Vorfall in der JVA, bei dem „namentlich bekannte Wärter am 1.10. mit Knüppeln bewaffnet in brutalster und menschenverachtender Manier“ gegen einen türkischen Untersuchungshäftling vorgegangen sein sollen. Streibl hatte sich immer wieder für eine „harte bayerische Vollzugslinie“ ausgesprochen.

Nach Schilderung der Gefangenen, die bei der Staatsanwaltschaft Amberg Strafanzeige stellen wollen, war der Untersuchungsgefangene Y. auf das Flachdach eines Arbeitsbetriebes der JVA gestiegen und forderte, in die Türkei telefonieren zu dürfen. Danach soll ein JVA-Bediensteter Y., der vom Dach in den Hof springen wollte, mit dem Schlagstock um den Hals zurück aufs Dach gerissen und ihm „den Schlagstock gegen den Kehlkopf gepreßt“ haben. Ein zweiter Wärter soll dann mit dem Schlagstock „mit voller Wucht auf den Kopf“ des Gefangenen geschlagen haben. Dabei soll Y. das Bewußtsein verloren haben. Danach sollen weitere Beamte „voller Haß“ gezielt auf den Kopf des Wehrlosen eingeknüppelt haben. „Wie eine erlegte Jagdbeute wurde der verletzte Gefangene an den Extremitäten abtransportiert.“ Nach dem Vorfall wurde Y. in das berüchtigte Haus III (Psychiatrie) in Straubing verlegt.

Der Staatsanwaltschaft Amberg liegen bislang keine Strafanzeigen vor. Anstaltsleiter Korndörfer hält die Schilderung der JVA-Insassen für „absolut frei erfunden“. bs