5 Jahre für die taz

Die natürlichen Feinde jeder Autorin, die sich auf eine 'tageszeitung' einläßt, sind die Leserinnen und Leser. Zwischen Frühstücksei und Käsebrot wollen die meisten knapp, eindeutig und bitteschön geistreich gewitzt formuliert erfahren, worum sich die Autorin Stunden bemühte. Und fragt man hundert Leser, wie sie's gern hätten, müßte die Autorin mindestens vier Versionen dichten _ wo sie doch eigentlich ihre eigene schreiben will.

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Uta Stolle

Ziemlich genau erinnere ich mich, wie 1985 Uta Stolle überredet wurde, sich auf die 'tageszeitung' einzulassen und den Bremer Lokalteil ins Leben zu rufen. Sie gehörte zur ersten Generation der Kultur- Verantwortlichen der Lokaltaz. Fünf Jahre hat sie mit ihren Texten dem Bremer Lokalteil auf die Beine geholfen, am liebsten waren ihr die, die sich gegen das schnelle Verwertungsinteresse des Mediums sperrten und den Lesern Muße abverlangten.

Gestern war ihr letzter Arbeitstag in unserem Büro — sie will als freie Autorin arbeiten. Und sie will mehr Zeit haben, den gesellschaftlichen Umsturz zwischen Rostock und Berlin zu erleben; die Freude über dessen Freiheits-Aspekt spiegelt sich in der taz für ihr politisches Selbstverständnis viel zu wenig wider.

Uns bleibt, ihr — wehmütig an die fruchtbar kontroversen und an die allerschönsten Situationen denkend — viel Glück und Erfolg zu wünschen!

taz Bremen/Klaus Wolschner