Ambulante Hilfen neu

■ Erste „Assistenzgenossenschaft“ gegründet

“Mit diesem Modell können wir die Machtverteilung in den herkömmlichen Betreuungsstrukturen auf den Kopf stellen.“ Das ist die Hoffnung der Initiatoren der bundesweit ersten „Assistenzgenossenschaft“, die gestern in Bremen vorgestellt wurde. Die Genossenschaft versteht sich als eine Selbstorganisation von behinderten, alten und kranken Menschen, denen sie eine je „persönliche Assistenz“ vermitteln will. Dies umfaßt alle Hilfsmaßnahmen, die ein selbstbestimmtes Leben ermöglichen: von der Grundpflege über die Krankenpflege bis hin zu Hilfen im Haushalt, Blindenservice, Gebärdendolmetschen und der Entlastung von Eltern mit einem behinderten Kind.

Im Gegensatz zu den herkömmlichen Anbietern ambulanter Hilfen will die Assistenzgenossenschaft die Hilfe selbstbestimmt und je nach Bedarf vermitteln: Der Betroffene selbst, von der Genossenschaft als „AssistenznehmerIn“ bezeichnet, sucht sich seine AssistentIn selbst aus und handelt mit ihr Zeit, Ort und Ablauf der Hilfeleistung aus. Und die soll nach entsprechenden Stundensätzen mit dem Leistungsträger (Krankenkasse oder Sozialamt) abgerechnet werden. Die Assistenzgenossenschaft fungiert dabei als Arbeitgeberin, während AssistenznehmerIn und Assistenz einen Betreuungsvertrag abschließen. Zivis und LaienhelferInnen will die Genossenschaft nicht beschäftigen: Sie baut auf Fachpersonal. Die Kooperation mit traditionellen Diensten sei nicht ausgeschlossen, erklärten die Gründungsmitglieder der Genossenschaft, die derzeit noch im Büro der Beratungsstelle „Selbstbestimmt Leben“ untergebracht ist.

Die Sozialsenatorin hat das Vorhaben bereits als „wegweisendes Modell“ bezeichnet und ihre Unterstützung zugesagt. Die Verhandlungen mit den Krankenkassen sollen jetzt aufgenommen werden. „Spätestens am 1. Januar wird die Assistenzgenossenschaft mit ihrer Arbeit beginnen“, erklärte Horst Frehe vom Vorstand der neugegründeten Initiative. „Sie ist kein neuer Anbieter auf einem alten Markt“, betonte er dabei. Denn die Genossenschaft werde auch die bisher schädigungsspezifischen Organisationsstrukturen überwinden. ra