»Jeder Klempner verdient mehr als wir«

■ Wochenend-Notdienst für kranke Kinder vorübergehend eingestellt/ Kinderärzte wollen höhere Pauschale

Berlin. Pech für kranke Berliner Kinder: Der fachspezifische Notfalldienst, der seit 1982 mittwochs und an den Wochenenden in wechselnden Kinderarztpraxen eingerichtet war, wurde vorübergehend eingestellt.

Die niedergelassenen Kinderärzte hatten sich bereits vor geraumer Zeit dazu bereit erklärt, ihren Notdienst von den dezentralen Praxen in die drei Erste-Hilfe-Stellen (Graefestraße, Brüsseler Straße, Albrecht- Achilles-Straße) der Kassenärztlichen Vereinigung zu verlegen. Doch auch an den angegebenen Notdienst- Einrichtungen müssen Eltern mit ihren kranken Sprößlingen zur Zeit vergebens nach Kinderärzten suchen.

Hintergrund ist der Streit zwischen der Kassenärztlichen Vereinigung und dem Berufsverband der Kinderärzte um eine überfällige bessere Bezahlung dieser Notdienste. Laut Heinrich Hundt vom Kinderärztlichen Berufsverband erhalten die Ärzte in dieser Zeit eine Vergütung von 55 DM pro Stunde — »jeder Klempner verdient mehr«. Diese Pauschale sei bereits das Ergebnis einer 10prozentigen Erhöhung Anfang des Jahres — an Städte wie Hamburg, wo die Vergütung laut Hundt 90 DM pro Stunde betrage, reiche die Vergütung somit aber längst noch nicht heran.

Bis Verhandlungen mit der Kassenärztlichen Vereinigung ein akzeptables Ergebnis brächten, sei der fachspezifische Notdienst eingestellt. Diesbezügliche Verhandlungen wurden bis jetzt jedoch noch nicht aufgenommen — die Kassenärztliche Vereinigung will zunächst das Ergebnis eine Umfrage abwarten, bei der alle niedergelassenen und Krankenhauskinderärzte in West und Ost dazu Stellung nehmen sollen, ob sie unter den derzeitigen Bedingungen zu Notdiensten in den Erste-Hilfe-Stellen der Kassenärztlichen Vereinigung bereit sind.

Sollte dies jedoch nicht der Fall sein, sehe der Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung laut Manfred Richter-Reichhelm verschiedene Lösungsmöglichkeiten: Diskutiert würde die Dienstverpflichtung, aber deshalb nicht unbedingt favorisiert.

Sollten mit den Krankenkasse höhere Pauschalsätze ausgehandelt werden, könne man auch einer höheren Honorierung aller Ärzte zusagen. Ansonsten bliebe nur die Erhöhung der KV-Beiträge — ebenfalls nicht nur für die Kinderärzte, sondern für alle anderen niedergelassenen Mediziner auch — um höhere Finanzierungssätze zu ermöglichen. Der Handlungsbedarf sei offensichtlich, so Richter-Reichhelm, in drei bis vier Wochen hoffe man, eine Lösung gefunden zu haben.

Bis dahin werden die Eltern in den Erste-Hilfe-Stellen und beim fahrenden Notdienst das Wohl ihrer Sprößlinge in die Hände von Erwachsenen- Ärzten legen müssen. Aufgrund des ärztlichen Sicherstellungsauftrages arbeiten diese nämlich weiter — obwohl sie nach genau den gleichen Pauschalsätzen wie Kinderärzte bezahlt werden. maz