Kairo: Mord an Parlamentspräsidenten

■ Der 64jährige Rifaat el-Mahgub fiel in Kairo Attentat zum Opfer/ Die Täter sind noch unbekannt

Kairo (afp) — Der ägyptische Parlamentspräsident Rifaat el-Mahgub und drei Polizisten seiner Eskorte sind gestern in Kairo bei einem Attentat getötet worden. Das gab der ägyptische Innenminister, General Abdel Halim Mussa, bekannt. Die Polizei fahndete nach vier Tätern auf zwei Motorrädern, die Augenzeugenberichten zufolge aus Maschinenpistolen auf den Wagen von el- Mahgub gefeuert hatten. Über die Hintergründe des Anschlags wurde zunächst nichts bekannt. Das Verbrechen ereignete sich einen Tag nach der Volksabstimmung über die Parlamentsauflösung.

El-Mahgub war unterwegs zum Hotel Meridien, wo er sich mit einer syrischen Parlamentsdelegation treffen wollte. Dies teilten ägyptische Polizeibehörden mit. Auf der Küstenstraße, die im Residenzviertel Garden City am Nil entlangführt, schossen vier Unbekannte aus Maschinenpistolen auf ihn und sein Begleitfahrzeug. Nach Angaben des Innenministers kam es zu einem Schußwechsel zwischen den Bewachern des Parlamentspräsidenten und den Angreifern. El-Mahgub und seine Garde wurden tödlich getroffen. Die Motorradfahrer konnten entkommen.

Der Chauffeur des 64jährigen, der unmittelbar nach dem Verbrechen ebenfalls zu den Opfern gezählt worden war, konnte am Tatort schließlich doch nicht gefunden werden. Die Polizei vermutete, daß er verletzt von einem Autofahrer weggefahren wurde. Die Todesschützen sollen nach Aussage von Beobachtern bei ihrer Flucht auch auf Passanten geschossen haben, die sie aufzuhalten versuchten.

Der Anschlag ereignete sich am Tag nach dem Referendum über die Auflösung des ägyptischen Parlaments, das laut Innenministerium mit 94,3 Prozent der abgegebenen Stimmen angenommen wurde. Zu der Volksabstimmung war es gekommen, nachdem das Verfassungsgericht die Zusammensetzung des Abgeordnetenhauses für verfassungswidrig erklärt hatte. Das Gericht hatte kritisiert, daß bei den Wahlen von 1987 unabhängige Kandidaten benachteiligt worden seien.

Über die Hintergründe des Verbrechens herrschte am Freitag noch Unklarheit, obwohl Beobachter in Ägypten versucht waren, es in Zusammenhang mit der Golfkrise zu bringen. Ägypten hat sich am Golf politisch besonders exponiert und an die Spitze jener arabischen Länder gestellt, die Truppen gegen den Irak nach Saudi-Arabien entsandt haben. El-Mahgub, der sein Amt seit 1984 bekleidete, wurde von der islamischen Opposition ebenso wie von den Liberalen wegen seiner autoritären Amtsführung kritisiert. Der Politiker, der sich dem Erbe des früheren Staatschefs Gamal Abdel Nasser verpflichtet fühlte, war früher stellvertretender Vorsitzender der regierenden Nationaldemokratischen Partei.