Päckchen nach drüben

Berlin (taz) — Offiziell mag zwar niemand mehr von unseren „Brüdern und Schwestern“ sprechen, aber Päckchen „nach drüben“ werden auch jetzt noch von Bonn subventioniert. Mit der richtigen Begründung, „bei den Betroffenen ist die Bedürftigkeit noch nicht überwunden“, rechtfertigte ein Sprecher des Bundesministeriums für innerdeutsche Beziehungen die Summe von insgesamt 4,8 Millionen Mark, die von Bonn — über das Gesamtdeutsche Institut in Berlin — an paketepackende Vereine, Parteien und Wohlfahrtsverbände überwiesen wird.

Bei manchen Mitgliedern von Westberliner Vereinen stößt diese Praxis allerdings auf Kritik. Das Geld könnte woanders viel besser ausgegeben werden, hieß es zum Beispiel, und: „Nach der Vereinigung gilt schließlich gleiches Recht in der gesamten Bundesrepublik.“

Angesichts erwarteter Verarmung durch steigende Arbeitslosigkeit darf damit gerechnet werden, daß auch Weihnachten 1991 Päckchen nach drüben finanziert und steuerlich abgesetzt werden können. bg