■ NOCH 3365 TAGE BIS ZUM JAHR 2000
: Unheimliche Begegnungen

Ein Pilot der amerikanischen Fluggesellschaft PanAm zeigte Respekt vor seinen gefiederten Kollegen. Auf der Insel Sylt brach er ein Startmanöver mit einer Vollbremsung ab und teilte den verdutzten Passagieren mit: „Meine Damen und Herren, wir hier im Cockpit haben noch rechtzeitig einen Vogelschwarm — es waren wohl Möven — auf der Startbahn ausgemacht. Dies kann zur Beschädigung des Flugzeugs führen. Ein weitere mindestens gleichwertiger Grund, den Startvorgang abzubrechen, ist unser Respekt und unsere Liebe zur Vogelwelt. Ich bitte um Ihr Verständnis.“ Die Passagiere spendeten begeisterten Applaus.

Ein Pilot des hochmodernen Kriegsflugzeugs B1 hatte eine unheimliche Begegnung mit eigentlich sehr friedlichen Flugobjekten. Bei einer nächtlichen Tiefflugübung über Montana, Flughöhe 300 Meter, Geschwindigkeit 1.000 Stundenkilometer, raste er mit seiner High-Tech-Waffe in einen Schwarm Enten. Die harmlosen Quaker hatten gerade ihre Reise nach Süden angetreten, als die US-Luftwaffe ihnen einen dicken Strich durch die Rechnung machte. Aber sie rächten sich. Die Cockpit- Scheibe riß an mehreren Stellen und der geschockte Pilot mußte im Blindflug eine Notlandung riskieren. Damit bewiesen die Enten, daß der hochgelobte „Tarnkappenbomber“ nicht einmal friedliche und schon gar nicht feindliche Verteidigungssysteme unerkannt und unbeschadet durchbrechen kann.

Winzige kurzlebige Flugobjekte verbreiteten in diesem Sommer Angst und Schrecken auf dem Boden. In Köln ließen sich Millionen von Eintagsfliegen auf einer Straße nieder, so daß Autos auf der lebenden Fahrbahndecke ins Schleudern kamen. Das gleiche passierte auch in Bonn, wo Fliegenschwärme auf der Kennedybrücke landeten, die Straßenlampen verdunkelten und Passanten Nasen und Ohren verstopften. Einige Fußgänger gerieten in Panik. Der Verkehr kam fast zum Erliegen. Hier wie dort mußte die Feuerwehr eingreifen und die Fliegen wegspritzen.

Glitschig ging's auch auf der Autobahn Frankfurt-Kassel zu. Es kam zu einer unheimlichen Begegnung der klebrigen Art. Vier Lastwagen, die riesige Mengen Marmelade geladen hatten, wurden in einen Auffahrunfall verwickelt und tauchten die Straße in den fruchtigen Brotaufstrich. Ergebnis: 10 Kilometer Stau, Sachschaden 280.000 Mark. Menschen wurden nicht verletzt. Leider machte die Polizei keine Angaben über die Geschmacksrichtung der Konfitüre. Karl Wegmann