Mit Beratung gegen Drogen

■ Bremen-Nord: Drogenberatung verstärken / Räume und Stellen fehlen

Wer in Bremen-Nord Heroin kaufen will, braucht persönliche Kontakte. Zwar gab es am Vegesacker Utkiek für kurze Zeit eine offene Szene wie am Sielwall. Doch sie ist durch die Polizei „abgedrängt worden“ (Polizeijargon).

Trotzdem bestehen die Probleme auch in den Bremer Stadtteilen nördlich der Lesum weiter. Es wird nach Erkenntnissen der Polizei sogar noch schlimmer. Denn: Die KonsumentInnen harter Drogen, wie z.B. Heroin, werden immer jünger. Politik und Drogenberater stehen dem ziemlich hilflos gegenüber. Grund genug für den SPD-Unterbezirk Bremen-Nord also, sich mit dem Thema zu befassen. „Drogen — was geht mich das an?“ hieß die erste einer Reihe von Veranstaltungen dazu.

„Ein Bremen-Norder Dealer muß sich seinen Stoff heute nicht mehr aus anderen Stadtteilen besorgen“, erklärte Drogenfahnder Klaus Behle den rund 20 GenossInnen im Bürgerhaus Vegesack. Die Dealer hätten heute ihre „eigenen Connections“. In Bremen hat laut Polizei und Drogenberatung in der Bauernstraße (Drobs) jeder Stadtteil seine eigene kleine Drogenszene.

In Bremen-Nord wird vor allem in den Wohngebieten Lüssumer Heide/Lüssumer Ring/Lämmerweg im Stadtteil Blumenthal und Marßeler Feld im Stadtteil Lesum gedealt. Außerdem sind es drei Kneipen, die „vorwiegend von Jugendlichen besucht werden“, berichtet der Leiter der Bremen-Norder Außenstelle der Drogenfahndung.

Wenn jemand in Bremen-Nord mit „harten Drogen“ aufgegriffen wird, ist es meistens Heroin. Allein in Blumemthal seien dies 50 bis 60 Personen. Und Bremens Drogenbeauftragter Guus van der Upwich: „Diejenigen, die drücken, sind tagsüber am Sielwall, gehen dort ihren Geschäften nach und fahren abends zurück nach Bremen-Nord.“ Denn dort haben sie noch eine Wohnung und in der Regel auch „Arbeit und Kontakte zu Familie und Nachbarn“, wie Heinz Feja von der Drobs erzählt. Feja: „Sie beschaffen sich das Geld für den Stoff noch auf halbwegs legale Weise.“ Ab 1. Januar 1991 will die Drobs eine eine mit eineinhalb Planstellen besetzte Außenstelle in Bremen-Nord eröffnen. Allerdings fehlen zur Zeit noch die noch Räume. Solange muß sich die Drobs mit einer Notlösung begnügen. Feja berät Drogenabhängige jeweils Dienstags ab 16.00 Uhr. Er ist dann in der Bremen-Norder Außenstelle der „Bremer Hilfe zur Selbsthilfe“. Diese befindet sich seit Juni in der Weserstraße in Vegesack und arbeitet auf dem Gebiet der „Prävention im außerschulischen Bereich“.

Das bedeutet, die MitarbeiterInnen (zwei ABM-Kräfte und eine vom Bildungssenator überlassenen Lehrerstelle) klären Jugendliche in den Freizeitheimen, in Jugendgruppen und anderen über Drogengefahren auf. Darüber hinaus übernehmen sie teilweise Aufgaben des schulpsychologischen Dienstes, der an den Schulen die Drogenberatung macht. Lasse Berger, Mitarbeiter in der Weserstraße: „Die Erfahrungen sind bis jetzt ganz gut. Die Jugendlichen öffnen sich sehr stark.“ Das bestätigt ihn in seiner Einschätzung, die auch von Drobs-Mitarbeiter Feja geteilt wird: „Der Bedarf zur Beratung ist da.“

Die Außenstellen von Drobs und „Bremer Hilfe zur Selbsthilfe“ sind Teile der vom Sozialressort geplanten „Regionalisierung der Drogenberatung“ (van der Upswich). Im Drogenhilfe- Plan sind dafür jeweils zwei BeraterInnen für die Stadtregionen Mitte/Ost, West, Süd und Nord vorgesehen. Doch dafür fehlt das Geld. Bewilligt wurden bislang lediglich zwei Stellen. Und ob die nach Bremen-Nord kommen, wissen weder Feja noch Berger. Kleiner Trost: der schulpsychologische Dienst soll auf sechs MitarbeiterInnen aufgestockt werden.

Ulf Buschmann