PDS „nicht unzufrieden“

Berlin (taz) — Helmut Kohl wertete das Abschneiden der PDS bei den Landtagswahlen „mit knapp 10 Prozent als ein Bombenergebnis für die Demokratie nach 40 Jahren SED- Diktatur“. Gleichwohl, so schränkte der Kanzler im ZDF ein, „betrachte ich die 10 Prozent für die PDS genauso skeptisch wie die 5 Prozent für die Republikaner in Bayern“. Eine Gleichsetzung, die in der Bonner Elefantenrunde der Bundestagsparteien keinen Widerspruch auslöste, wohl aber Wasser auf die Mühlen der PDS kippte. „Wir sind Angriffen von allen Seiten ausgesetzt“, erklärte Vorstandsmitglied Marion Morgenstern gestern und fügte hinzu: „Wir sind nicht unzufrieden mit dem Ergebnis. Es bildet eine gute Ausgangsbasis für die gesamtdeutschen Wahlen.“

In der Tat hat sich PDS nach CDU und SPD fast überall als drittstärkste politische Kraft behauptet. Nur in Sachsen-Anhalt (knapp 12 Prozent) überrundeten die Liberalen dank des Hallensers Genscher die PDS. Ihr bestes Ergebnis erzielte sie mit 15,7 Prozent in Mecklenburg-Vorpommern. In Brandenburg erzielte die PDS gut 13, in Sachsen und Thüringen knapp 10 Prozent der Stimmen. 242.000 Stimmen verlor die PDS an die SPD, errechneten Wahlanalytiker. Nur 32.000 entschieden sich umgekehrt, votierten anstelle von SPD nunmehr für die PDS. Auch die CDU sahnte bei der Gysi-Partei kräftig ab: 49.000 WählerInnen wanderten von der PDS zu den Konservativen. Besonders groß sind die Einbußen auf dem Lande. Gegenüber den Märzwahlen sackte die PDS bei den Bauern um 10,7 Prozent ab, sitzt in den ländlichen Regionen mit nur noch 7,5 Prozent im Kartoffelkeller (Industrieregionen: 9,4 Prozent). Bemerkenswert stabil hingegen der Einfluß im öffentlichen Dienst. In Städten mit starken Dienstleistungsfunktionen und Verwaltungsapparaten verlor die CDU, während die PDS mit 14,1 Prozent der Stimmen immerhin halb soviel wie die SPD errang. peb