DSU jetzt bei der Apo

■ Ziehkind der CSU abgeschmettert/ Jetzt siniert man über Zusammenwachsen mit CSU

Dresden (taz) — Die Karten, so hofften alle Parteien in Sachsen, würden bei den Landtagswahlen neu gemischt. Doch die besseren Trümfe, so glauben die Wähler, hält die CDU bereits in der Hand.

Mehr als eine dreiviertel Million Sachsen verwiesen die Regie für die Gesundung und den Aufschwung ihres Bundeslandes an die starke Hand, an die schnellen Investoren aus dem Westen und — das ist nicht zu unterschätzen, nach des Volkes Erfahrungen mit sprachbehinderten Tribünenpolitikern — an den Rethoriker Professor Kurt Biedenkopf.

Das Nachsehen hatte zuallererst die DSU. Knappe vier Prozent in Sachsen und noch weniger in den anderen Ländern bekam das Ziehkind der Partei, die in Bayern mit dieser Wahl einen Triumph feiern konnte. Die DSU wurde am Sonntag von der parlamentarischen Bildfläche verbannt, nicht aber von der politischen, wie Partei-Vize und Spitzenkandidat Jürgen Schwarz immer wieder beteuerte.

Als eine wichtige Partei des Herbstes werde die DSU weiterführen, womit sie sich bisher einen Namen gemacht habe. „Wir sind vielen Leuten auf die Füße getreten, mit denen wir konsequent die Vergangenheit aufgearbeitet haben“, erinnerte Schwarz am Wahlabend die Journalisten.

Doch offensichtlich hatten die BürgerInnen weniger Interesse an der Vergangenheitsbewältigung à la DSU als an einer sicheren Bank für die Zukunft. Notgedrungen will deshalb die DSU nun die Erfüllung der CDU-Wahlversprechen „von außen kontrollieren und so im öffentlichen Gespräch“ bleiben.

Theo Waigel war es, der übers Fernsehen seinen Parteifreunden im Osten den Rücken stärkte. Auf der DSU-Wahlfeier im Dresdener Restaurant „International“ trugen die „Fanatiker“, wie sie öfters von Jürgen Schwarz tituliert wurden, die Abwahl ihrer Partei mit Fassung. „Schade, das wir die Fünf-Prozent- Hürde nicht geschafft haben“, bedauerte Mario Sachs, ein „Parteimitglied der ersten Stunde“.

Doch es sei wohltuend, das überraschend gute Abschneiden der CDU zu erleben. Nun müsse die DSU nachdenken, ob sie „als zweite CSU“ weiterbestehen oder sich mit der bayerischen Partei zusammenschließen soll. Detlev Krell