Weltmusikpot, fein pourri

■ “Mara!“, Folkjazz aus Australien: verwegene Rezepte aus der Volxmusikküche

Das Liebeslied aus Mazedonien wird mit Bluesphrasierungen auf dem Saxophon verziert; der bulgarische Tanz klingt durch den dreckigen Sound der E-Gitarre noch mehr nach staubigem Volksfest; bei der australischen Ballade von der verzweifelten Suche nach Wasser in der Dürre plätschert es zum Schluß befreit aus allen Instrumenten. So klang die australischen Gruppe „Mara!“ am Dienstag im Schlachthof mit ihrer ganz eigenen Mischung aus Folklore und modernen Stilmitteln des Jazz und Rock.

Sängerin Mara Kiek, die auch auf der großen Tapan-Trommel den Takt angibt, steht meist im Mittelpunkt: sie singt die Lieder in verschiedenen Sprachen und Techniken. Balladen intoniert sie elegisch und weich, schnelle Tänze aus dem Balkan kantig und schrill.

Vor kurzem lernte sie in Bulgarien die dort gepflegte Sangestechnik. In einer Komposition der Bläserin Sandy Evans spielten etwa die beiden Saxophone zusammen mit Maras Stimme in diesem Stil, der bei uns durch den Frauenchor „Le Mystère des Voix Bulgares“ bekannt wurde, und die gewagte Kombination entpuppte sich als einer der Höhepunkte des Abends.

Der Gegenpol zu Mara ist Jim Denley, der auf dem Saxophon und der Flöte die jazzigen Akzente setzt, in den pointierten Soli schwarz und frei improvisiert, aber auch auf einer Handtrommel spielt und begleitend mitsingt. Llew Kieks Gitarre und Bouzouki geben zusammen mit Steve Elpicks Bass der Musik das rhythmische Grundgerüst.

Die Freiheit des Jazz ist bei allen fünf Musikern zu spüren. Offensichtlich haben sie Spaß am Mischen der Stile, aber immer auch Respekt vor den verschiedenen Musiktraditionen. Die Ursprünge sind stets noch erkennbar, an die Substanz wird nicht gerührt, dadurch bleibt ihre Musik immer bodenständig und authentisch. Fast alle Stücke des Abends seien „songs of lost loves and dances“, stellte Mara einmal fest: „Maybe we like them, because they are so heartfelt“. Willy Taub