: Machos mit Ballermann
■ Walter Hills „Und wieder 48 Stunden“
Regisseur Walter Hill wollte immer schon am liebsten Western drehen. Doch leider besteht kein Bedarf mehr an klassischen Pferdeopern. Also nahm Mr. Hill statt der Prärie den Großstadtschungel, tauschte Pferde mit Autos und Motorrädern, ersetzte die Postkutsche durch den Bus und ließ seine modernen Cowboys ihre dicken Ballermänner unter feinem Zwirn oder knackig-glänzendem Leder spazieren tragen. So entstanden „Nur 48 Stunden“, „Straßen in Flammen“, „Red Heat“, „Johnny Handsome“. Heute behauptet Hill stolz: „Alle meine Filme sind Western!“. Wer will ihm da widersprechen.
1982 holte er sich für „Nur 48 Stunden“ als Partner des bulligen Nick Nolte den quirligen Spaßvogel Eddie Murphy. Murphy war ein TV- Star, gerade 22 Jahre jung stand er jede Woche für NBCs legendäre Fernsehshow „Saturday Night Live“ auf der Bühne. Nick Nolte beeindruckte das keineswegs. „Den spiel' ich an die Wand“, prahlte er vor Beginn der Dreharbeiten. Als der Film Weihnachten '82 in die amerikanischen Kinos kam, sah das Ergebnis allerdings ganz anders aus. Murphy spielte völlig unbekümmert auf und würzte seine Rolle mit jeder Menge „four letter words“, die im Fernsehen verboten waren, und fortan zu seinem Markenzeichen wurden. Murphy wurde internationaler Superstar, der Film ein überwältigender finanzieller Erfolg.
Da Hollywood schon seit längerem von Managern und Rechtsanwälten regiert wird, die als einzige Kunst die kleinen grünen Gemälde mit den Zahlen drauf gelten lassen, war ein zweiter Teil des Blockbusters zwingend. Doch es dauerte sieben Jahre und eine Menge Geld, bis Walter Hill und die beiden Hauptdarsteller zu einer Fortsetzung bereit waren. Hill machte es sich einfach, er drehte ein Remake seines eigenen Orginals. Auch hier hetzen die beiden mythischen Helden mit sexistischer Gesinnung und Pulverdampf durch eine brutale Welt. Wieder darf Eddie Murphy seinen berühmten Satz („Ich bin euer schlimmster Alptraum: Ein Nigger mit Polizeimarke!“) variieren, und der Showdown findet diesmal zwar nicht im neonglitzernden Chinatown statt, dafür aber in einer scheinwerferbunten Disco. Was im ersten Teil noch geschickt durch die Dialoge und die schauspielerischen Leistungen der Hauptdarsteller kaschiert wurde, wird hier überdeutlich: Die Handlung treibt immer nur auf die nächste bombastische Actionszene zu.
In seiner Inszenierung von Gewalt hat Walter Hill viel von Sam Peckinpah (er schrieb für ihn z.B. das Drehbuch zu „The Getaway“) gelernt, aber in „Und wieder 48 Stunden“ hat er den Bogen überspannt. Vielleicht hätten ein paar Pferde den Film retten können. Karl Wegmann
Walter Hill: „Und wieder 48 Stunden“. Mit Nick Nolte, Eddie Murphy u.a.; USA 1989, 95 Min.
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