PLO: UN-Truppen in besetzte Gebiete

■ Abu Scharif fordert Schutz der Palästinenser — andernfalls werde sich die PLO mit Schußwaffen selbst verteidigen/ Palästinenserführer sagen Treffen mit dem britischen Außenminister Hurd ab

Tel Aviv (taz/afp) — Die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) will zu den Waffen greifen, wenn die UNO nicht wirksam die Sicherheit der Palästinenser in den von Israel besetzten Gebieten garantiert. Das kündigte gestern der politische Berater von PLO-Chef Arafat, Bassam Abu Scharif, auf einer Pressekonferenz in der jordanischen Hauptstadt Amman an. Gleichzeitig rief Abu Scharif zu einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates auf. Auf die Weigerung der israelischen Regierung, mit einer UN- Untersuchungsmission über das Blutbad am Tempelberg zusammenzuarbeiten, müsse der Sicherheitsrat schnell konkret reagieren. So könnten zum Beispiel UN-Truppen in den besetzten Gebieten den Schutz der Palästinenser sicherstellen. Falls jedoch die USA wirksame UN-Resolutionen unterbinden würden, werde die PLO „mit Schußwaffen gegen die Soldaten vorgehen, die auf unser Volk schießen“, so Scharif.

Der israelische Ministerpräsident Schamir hat unterdessen in einer Mitteilung an den US-Präsidenten Bush die Gründe für seine Ablehnung einer Zusammenarbeit zwischen UNO und Israel dargelegt. Eine UN-Mission, die eine Untersuchung des Blutbades vom Ostjerusalemer Tempelberg zum Gegenstand hätte, sei eine „schwere Verletzung der Souveränität der israelischen Hauptstadt“. Eine solche Einmischung könne und werde Israel nicht dulden.

Ostjerusalem, wo am 8. Oktober 21 Palästinenser von israelischen Polizisten und Grenzwachen erschossen wurden, ist seit dem Sechstagekrieg von 1967 besetzt. 1980 wurde es endgültig annektiert. International wurde die israelische Aneignung nicht anerkannt.

Der israelische Wohnungsbauminister und Likud-Falke, Scharon, meinte in einem Interview mit dem französischen Blatt 'Liberation‘: „Die Sicherheit Israels ist wichtiger als eine internationale Koalition gegen den Irak.“ Damit reagierte Scharon, der wegen seiner Verantwortung für die Massaker von Sabra und Schatila während der israelischen Libanon-Invasion von 1982 seinen Hut als Verteidigungsminister nehmen mußte, auf Vorwürfe von US-Außenminister Baker. Baker hatte Israel vorgeworfen, durch die Vorfälle vom Tempelberg indirekt ideologische Schützenhilfe für Bagdad geleistet zu haben.

Die zwölf Palästinenserführer, die sich gestern mit dem britischen Außenminister Hurd in Ostjerusalem treffen wollten, haben die Zusammenkunft abgesagt. Berichten zufolge protestierten sie damit gegen die Äußerungen Hurds, er befürworte die Gründung eines unabhängigen Palästinenserstaates nicht. Auf israelischen Wunsch wurde auch ein Besuch Hurds im israelisch besetzten Gazastreifen abgesagt. Amos Wollin